Sonntag, 7. März 2010

Operation Muschtarak in Helmand: Wirklicher Erfolg oder PR-Maßnahme?


Es sind keine drei Wochen vergangen seit die NATO mit einer Großoffensive die Provinz Helmand befrieden wollte. 120 Taliban, etwa 20 Koalitionssoldaten und etwa die gleiche Zahl von Zivilisten starben bei der Operation "Muschtarak". So lesen sich die bloßen Zahlen. Doch was bleibt nun übrig von der neuen Strategie?

 understandingwar.org

Während die meisten Beobachter am Erfolg zweifeln und abwartend auf die kommenden Wochen blicken, zieht das Militär schon seit einiger Zeit eine erfolgreiche Bilanz. Wie die genau aussieht, warum in den nächsten Wochen im Gebiet rund um Marjah weitehin umkämpft bleiben wird und dass die Operation ein Modell für kommende Offensiven sein soll erläutert der US-Brigade General Ben Hodges in der "PBS Newshour":


Einfache Wahrheiten gibt es nicht. Von einem wirklichen Erfolg bis zur Zunahme der Taliban-Präsenz halten Beobachter alles für möglich. Die Zählung der Toten allein kann sicherlich kein Indikator für den Erfolg sein. Ohne tiefergehende Beschäftigung mit den Stammesstrukturen, der territorialen Gegebenheiten. Das "Institute for the Study of War" schreibt zu den Herausforderungen nach der Operation:
One challenge for Marines and ANA will be holding terrain that has been cleared of insurgents, preventing re-infiltration from surrounding areas. The fact is there may not be enough Marines and ANA to hold all of the territory they have cleared while also conducting vigorous patrols throughout the rest of town. This means Afghan police, both ANCOP and the Public Protection Force will have to be used as a force multiplier. If insurgents are able to re-infiltrate or successfully evade the clearing force while remaining in Marjah, it will result in a persistent atmosphere of fear.
The majority of residents in Marjah are farmers—their main crop has been poppy, the bulbous plant that produces raw opium. It pays better than most any other crop and has been the livelihood of Marjah’s population for years. Now that the Taliban and narcotics elements have largely been driven out and local governance structures have been brought in, there will be a major push for crop substitution—mainly wheat. This will be a tough sell. Forced eradication has not worked and certainly will not work if winning the hearts and minds of the population is the overarching objective. Wheat is a reasonable alternative, but it alone may not be sufficient.
Und die NZZ schreibt zur Akzeptanz des Militäreinsatzes und der Stimmung in der Bevölkerung in ihrer Onlineausgabe am 07.03. folgendes:
Stadtälteste beklagten sich lautstark über das Vorgehen der afghanischen und internationalen Truppen, die bei ihrer Offensive in Helmand ohne Rücksicht auf Zivilpersonen vorgegangen seien.
Vor allem die Hausdurchsuchungen in Marjah wurden als völlig unsensibel angeprangert. Die Wortführer forderten im Gespräch mit Karzai, dass hierzu keine internationalen Soldaten mehr herangezogen werden dürften.
Diese hätten wiederholt unschuldige Zivilpersonen festgenommen. Zudem sei es während der dreiwöchigen Offensive zu zahlreichen Plünderungen gekommen.

Marjah gilt als Test dafür, ob es afghanischen und internationalen Truppen gelingen kann, die Taliban zu vertreiben und danach eine effiziente und für die Bewohner akzeptable Stadtverwaltung einzusetzen. Die 300 Ältesten, die in einer Moschee mit Karzai zusammentrafen, bekundeten trotz ihrer kritischen Äusserungen letztlich ihre Unterstützung für den Präsidenten. Gleichwohl steigt in vielen afghanischen Städten die Frustration über die offensichtliche Unfähigkeit der Regierung, kommunale Dienstleistungen sicherzustellen.
Weitere Berichterstattung fasst "Newsy" zusammen:

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