Mittwoch, 2. Juni 2010

24 Menschen sterben in Zentralsomalia bei schweren Gefechten


Kämpfe in zwei Orten in Zentralsomalia haben mindestens 24 Menschen das Leben gekostet, mindestens 50 wurden verletzt. Die regierungstreue Miliz Ahlu Sunna Waljamaca lieferte sich in Dhusamareb und Marergur schwere Gefechte mit Anhängern der Al-Shabab. Die Rebellen wollen ihren Einflussbereich auch in der Mitte und im Norden des Landes ausweiten. Folgende Karte zeigt die anhaltenden Krisenherde der vergangenen Monate im Land:


Doch die nördlichen semiautonomen Regionen Puntland und Somaliland gelten als relativ stabil und besitzen paramilitärische Kräfte, um die radikalislamischen Extremisten zurückzuschlagen. Auch die eigentlich mit Al-Shabab verfeindete Gruppe Hizbul Islam soll in die Kämpfe verwickelt gewesen sein, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass die beiden Gruppen zumindest bei Militäroperationen im Norden wieder zusammenarbeiten. Bei Kämpfen um die Kontrolle eines Hafens im Süden hatten sich die beiden Rebellengruppen den Krieg erklärt.

Auch in der zentralsomalischen Stadt Beledweyne kam es zu Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und Anhängern der Hizbul Islam. Dabei wurden mindestens fünf Menschen getötet. Tausende flohen vor den Kämpfen in der Region. Viele suchen ihr Glück im Jemen, was aufgrund der dortigen Situation die Verzweiflung der Flüchtlinge verdeutlicht. Mehr als 100.000 Afrikaner haben in den vergangenen zwei Jahren versucht den Jemen als Tor in ein besseres Leben zu nutzen. Die NZZ berichtet in einer Reportage vom 22. Mai 2010 über diese beschwerliche und gefährliche Reise:
Der Markt in Basatin am Rande der südjemenitischen Hafenstadt Aden ist laut und voll. Das Flüchtlingslager Basatin ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Grund war hauptsächlich der Zustrom von Flüchtlingen aus Somalia. Sie lebe hier seit fünf Jahren mit ihren neun Kindern, verrät eine Somalierin, die sich als strenggläubige Muslimin den Fremden nicht zeigen will und sich in ihrem Haus hinter einem Vorhang versteckt. Andere Bewohner erzählen von ähnlichen Schicksalen. Eine hier ansässige jemenitische Apothekerin begründet ihren Aufenthalt in Basatin damit, dass sie hier Arbeit gefunden habe. In dem Lager leben rund 70 000 Somalier in selbst gebauten Wellblechhütten an ungepflasterten Strassen. Viele von ihnen betrachten Jemen nur als Zwischenstation auf einer Reise in ein reicheres Land.

Unter den Lagerbewohnern ist der Konsum von Kat weit verbreitet. Das Rauschmittel nimmt in Jemen eine zentrale Rolle im Sozialleben ein und ist deutlich billiger als in Somalia. In Jemens Flüchtlingslagern hat sich die Anzahl der Kat-Konsumenten in den letzten zwei Jahrzehnten stark erhöht. In Somalia wie auch in Djibouti, wo der Konsum unter den Einheimischen sehr populär ist, muss das Rauschmittel aus Kenya und Äthiopien eingeführt werden, da der Kat-Strauch nur in Höhenlagen von über 1200 Metern gedeiht. Die Droge hat eine euphorisierende Wirkung. In den von Islamisten beherrschten Gebieten Somalias ist Kat verboten. In Basatin hilft die Droge manchen Bewohnern über die Hoffnungslosigkeit hinweg.

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