Dienstag, 25. Mai 2010

Wohin führt Algeriens Weg?


Algerien gilt als Land der Gegensätze. Relative Stabilität und hohe Einnahmen aus Erdöl- und Erdgasförderung stehen die Verarmung weiter Teile der Bevölkerung und die Existenz radikalislamischer Kämpfer, die sich der Al-Qaida-Filiale im Maghreb zuordnen, gegenüber. Ein Euronews-Beitrag vom 16. Mai beschäftigt sich mit dem nordafrikanischen Land und seiner Zukunft:


Ein Beitrag des Wall Street Journal schildert das Leben der Bewohner am Rande der Stadt Algier. Wenig Perspektive aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit bestimmen den Alltag der meisten Menschen:
Remli is a cross between rural Africa and an inner-city ghetto, encapsulating what happens when an oil boom coincides with a population boom.

Sheep and goats roam the streets. Walls are bare brick; roofs are corrugated iron and tarpaulin; stairs are scavenged wood. Many locals sport an Islamist uniform of white skullcap, bushy beard and a brown robe.

From these tightly-packed houses, riots erupted in March protesting the poor conditions. The young seem to live in a different country from the local elite who dine on fine wine at the Parisian-style bistros in the capital, Algiers. The protests, therefore, were as much a statement about current grievances as anger over a bleak future.
Ein anderer Konflikt wird von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommen. Die Bewohner der Kabylei-Region sind zwar in einen politischen Prozess eingebunden worden und erweisen sich als relativ effektives Schutzschild gegen radikale Milizen, die in den Bergen Zuflucht suchen, doch auch hier könnte sich fehlende politische Mitsprache und wirtschaftliche Entwicklung als konfliktverschärfend erweisen.


So schrieb Neues Deutschland am 20. April 2010:
Am Dienstag (20. April) jährt sich in Algerien zum 30. Mal der »Berberfrühling«. Mit Konferenzen, Konzerten und Theateraufführungen wird eine Woche lang an den Beginn der Protestbewegung der Kabylen erinnert, die etwa ein Drittel der Bevölkerung des nordafrikanischen Landes ausmachen.

Die eigentlichen Ureinwohner Nordafrikas fordern bis heute die Anerkennung ihrer kulturellen Identität und die offizielle Gleichstellung ihrer Sprache Tamazigh mit dem Arabischen. Auslöser der ersten Unruhen war im Jahr 1980 das Verbot einer Konferenz des kabylischen Schriftstellers Mouloud Mammeri an der Universität der Stadt Tizi Ouzou. Die aufgebrachten Studenten hatten darauf mit Demonstrationen und Streiks reagiert, denen sich rasch die gesamte Bevölkerung der östlich der Hauptstadt Algier gelegenen Bergregion angeschlossen hatte.   

Allerdings harren die meisten Vereinbarungen, die vor neun Jahren zwischen der Regierung und Bürgervertretern der Aufständischen ausgehandelt worden waren, nach wie vor ihrer Umsetzung. So sind zwar die Gendarmen, die für die Ausuferung der Gewalt verantwortlich gemacht wurden, aus der Kabylei abgezogen und durch Polizei ersetzt worden. Indes wurden die Schuldigen für die Morde immer noch nicht zur Rechenschaft gezogen. 

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