Montag, 30. Juli 2018

Wie man Konflikte berechnen und ihren Verlauf vorhersagen kann

Man stelle sich vor, die Versprechen des Predictive Policings ließen sich auf ganze Staaten, Regionen, ja einen ganzen Kontinent ausdehnen. Voilà, Willkommen bei ViEWS

So oder so ähnlich könnte ein Werbeteaser der Forschergruppe an der schwedischen Universität Uppsala lauten. Diese haben im Rahmen eines Projektes ein Modell entwickelt, welches - zur Zeit nur für den afrikanischen Kontinent - Konflikte vorhersagen soll. Dabei geht es um die Frage des Ob, aber auch um das Wie, also wie sich ein Konflikt entwickelt und welche Intensität zu beobachten ist. Das stellt sich dann für den Juli 2018 zum Beispiel folgendermaßen dar:


Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versuchen möglichst viele Variablen, die Aussagen über die Wahrscheinlichkeit eines Konflikts und den potentiellen Verlauf zusammenzutragen und zu systematisieren, damit diese dann ausgewertet werden können:
Nils Weidmann von der Universität Konstanz ist selbst nicht an dem Projekt beteiligt, von dessen Methodik aber ist er überzeugt: "Die Innovation in ViEWS ist, dass die Vorhersage auf die subnationale Ebene heruntergeht. Also man schaut sich nicht das Risiko für ein gesamtes Land an: Erfährt dieses Land jetzt in der Zukunft einen Bürgerkrieg, ja oder nein? Sondern es geht um ganz spezielle regionale Vorhersagen."
Grob gesagt betrachtet die Gruppe folgende Variablen: Historischer Konfliktverlauf, Politische Institutionen, Wahlen, wirtschaftliche Entwicklung, Ressourcen, Demographie und geographische Konfliktanfälligkeit (der Region).


Quelle beider Grafiken: Screenshot pcr.uu.se

Natürlich stellt sich die Frage, wie "verlässlich" das System ist und wie nützlich die Vorhersagen sein können. Die WissenschaftlerInnen geben zu, dass die Prognosefähigkeit noch beschränkt sei. Doch gebe es zwei wichtige Erkenntnisse. Zum einen reflektiere das System sehr gut die jeweiligen spezifischen geographischen Gegebenheiten. So habe beispielsweise die Gewalt in Nigeria Auswirkungen auf die Konfliktwahrscheinlichkeit in Kamerun. Zum anderen zeigt sich, wie hartnäckig Strukturen organisierter Gewalt in afrikanischen Staaten seien. Es sei davon auszugehen, dass diese "major conflict clusters" in den kommenden drei Jahren weiterhin Konflikte produzieren werden.

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