Sonntag, 15. Juli 2018

Desillusioniert, kriegsmüde, bereit Assad zu akzeptieren?

"Across Syria, civilians and combatants alike are tired of the war..." - Eine Studie des israelischen Think Tanks "The Forum for Regional Thinking" hinterfragt das Narrativ des "Volksaufstandes" und macht deutlich, dass es nach sieben Jahren Krieg in Syrien keine Gewissheiten mehr in dem Land gibt. Man könnte sagen: nach sieben Jahren verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse, es bleibt nur die Müdigkeit.

Die Autorin hat dazu Dutzende Gespräche in Syrien und der Türkei geführt, repräsentativ sind diese naturgemäß nicht. Doch sie zeigen, dass selbst Menschen, die in Rebellengebieten u.a. Opfer von Fassbomben werden, "zunehmend bereit sind jede Lösung zu akzeptieren, die den Krieg beendet und einen gewissen Grad an Stabilität bringt." Zum Teil war dies auch vor dem Krieg in Syrien der Fall. Das aktuelle Assad-Regime galt als geringeres Übel (im Vergleich zu den Vorgängern und zur Situation in Nachbarstaaten, wie dem Irak) , der Präsident für manche sogar als Hoffnungsträger.

Die Studie macht deutlich, dass die syrische Bevölkerung deutlich heterogener ist, als dies in den Medien dargestellt wird. Berichte über Menschenrechtsverletzungen und Korruption der Rebellen gibt es außerdem nur selten, genauso darüber, ob und inwiefern dies die "Legitimität der Revolution" unterminiert.

"Nieder mit Bashar" - Der Widerstandswille ist vielerorts gebrochen. Wandten sich anfangs viele gegen das Assad-Regime, beklagen sie nun den Zusammenbruch jeder staatlicher Ordnung. Diese Haltung bekommen auch viele Rebellengruppen zu spüren, die zunehmend Schwierigkeiten haben, Kämpfer zu rekrutieren. Quelle: Wikimedia/Tonemgub2010

Dabei geht es nicht darum das Vorgehen des Assad-Regimes zu rechtfertigen/zu entschuldigen. Dessen Vorgehen und Verbrechen sind offensichtlich. Die Studie macht aber deutlich, dass - wenn die Kampfjets der Regierung Pause machen - auch in den Rebellengebieten zum Beispiel Entführungen, willkürliche Checkpoints und Enteignungen drohen.

Die Menschen in Syrien sind schlicht müde und mit dem Überleben beschäftigt, und so ist es auch kein Wunder, dass in den Interviews zum Ausdruck kommt, dass viele SyrerInnen "neue Offensiven der Rebellen ablehnen, da diese intensive Bombardierungen des Regimes nach sich ziehen."

Zudem zeigen die Gespräche, dass Interventionen von Außen grundsätzlich kritisch gesehen werden. Denn sie haben nach Meinung der Befragten nicht zur Deeskalation und zum Schutz der Zivilbevölkerung beigetragen, gleichzeitig aber auch nicht dazu geführt, dass Menschen außerhalb ohne weiteres Schutz finden können.

Das Fazit der Studie lautet: "Damaskus gewinnt den Krieg in Syrien nicht einfach dadurch, dass es Gebiete zurückgewinnt, sondern auch indem es den Geist des Widerstandes und den Willen sich zu widersetzen, bricht."

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