Dienstag, 6. März 2018

Big Data und Demokratie: Recht auf ein analoges Leben?

Eric Schmidt von Google hat eine klare Meinung: "Jeder darf von jedem alles wissen." Wer mit diesem Wissen Geld verdient, kann natürlich kaum zu einem anderen Schluss kommen. Für alle anderen stellt sich die Frage, inwiefern die massenhafte Erfassung, Verarbeitung und analytische Nutzung von Daten im eigenen Interesse ist und welche Auswirkungen das für eine Demokratie nach sich ziehen kann. Fukami, Mitglied im Chaos Computer Club (CCC e.V.), kommt zu einem eindeutigen Urteil:
Schreitet diese Tendenz so voran, muss man sich über eines im Klaren sein: Menschen, die die Kontrolle über die eigene Zukunft nicht verlieren möchten, werden nicht umhin kommen, sich bereits früh in ihrem Leben angepasst und möglichst unauffällig zu verhalten. Für eine Demokratie, die von der Offenheit und der Möglichkeit zur freien Entscheidung und Entfaltung lebt, ist ein Konflikt entstanden, dem Bürger, aber genauso der Gesetzgeber mittlerweile ziemlich hilflos gegenüber zu stehen scheinen. Wenn Sie diesen Text lesen, werden Sie jedenfalls als eine der beiden folgenden Gruppen in die Geschichtsbücher eingehen: Entweder als die erste Generation, die die Kontrolle verloren hat. Oder Ihr Leben wird als museale Attraktion betrachtet, die zeigt, wie leichtsinnig damals mit personenbezogenen Daten umgegangen wurde.
Im Rahmen der Bonner Gespräche 2018 wurde das Thema mit Hinblick auf die Möglichkeiten der politischen Bildung Einfluss zu nehmen diskutiert. Denn nur wer überhaupt über das entsprechende Wissen verfügt und das Geschäftsgebaren großer Unternehmen und Interessen staatlicher Stellen Bescheid weiß, kann die aktuellen Entwicklungen zu Big Data einordnen. Im Folgenden ein paar Eindrücke der Fachtagung:
















Gemeinsam ist allen Vorträgen, dass sie keinesfalls die technologische Entwicklung an sich kritisieren, sondern eine aktive Mitgestaltung der Gesellschaft fordern. Diese Forderungen gehen dabei über das simple "Die Politik ist in der Pflicht" hinaus, da Regulierung immer (oder meistens) erst im Nachhinein erfolgen kann. Genauso wenig sollen Politik und Verwaltung aber aus der Pflicht entlassen und alles auf die individuelle Ebene verlagert werden. Denn ähnlich wie beim Konsum, geraten hier die eigenen Handlungen schnell in Konflikt mit der Marktmacht von Unternehmen, mangelnden Alternativen und ganz schlicht, der eigenen Faulheit datensparsam zu leben. Denn bei dieser Frage wirken Plastikfasten, also die Vermeidung von Plastikmüll, oder der Verzicht auf Lebensmittel, die weit entfernt vom eigenen Wohnort produziert werden, wie ein Spaziergang.

Hinweis: Sobald die Videos der Veranstaltungsdoku online sind, wird hier der Link veröffentlicht.

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