Es ist ja mittlerweile Standard als "öffentliche Person" zu aktuellen Vorfällen Stellung zu beziehen. Til Schweiger macht das, Le Bron James, und so eben auch Tim K. Gut, dieser macht kaum etwas anderes als Das Weltgeschehen zu kommentieren und wer ihn nicht kennt, muss googeln. Seine mehr als 200.000 Fans auf Facebook wissen dabei aber genau wer er ist. Ein "aufrechter Mann", einer, der noch sagt, was Sache ist, ein Ex-Polizist, der weiß wie es läuft und für uns und unsere Familien kämpft (warum eigentlich?). Im oberen Bild und dem anschließenden gesamten Post bezieht er sich auf den mutmaßlichen Mord eines Mädchens durch einen 15-jährigen Afghanen im südpfälzischen Kandel.
Eine schlimme Tat, aber das festzustellen genügt ihm natürlich nicht. Da müssen dann schon alle "Wirtschaftsasylanten" herhalten, Christian Streich kriegt auch noch sein Fett ab (wagte es im vergangenen Jahr eine Straftat in einen Gesamtkontext zu stellen) und überhaupt, wenn das Rechtspopulismus sei, dann sei Tim K. eben stolz ein Rechtspopulist zu sein.
Nun kann man Herrn K. beruhigen, er ist kein Rechtspopulist, sondern ein unreflektierter, wütender und mit rassistischen Stereotypen beschlagener Mann, der Fragen stellt, wie: "Was ist aus diesem Land nur geworden? Wie tief sind wir gesunken?" Berechtigt, schließlich erhalten solche Posts auf Facebook doch 8.000 Likes, bzw. wütende Emojis (wobei für diese Art von Wut reichen die Standardsmileys eigentlich gar nicht mehr aus).
Haben Argumente noch eine Wirkung?
Ob man da noch argumentieren soll? Es noch kann? Die Tagesschau versucht es und versucht ihre Berichterstattung zu rechtfertigen. Sie argumentiert mit "Beziehungstat", mit Minderjährigkeit und die Polizei stehe eben auch noch "am Anfang ihrer Ermittlungen" - mit journalistischen Grundsätzen also. Doch die sind in den Sozialen Medien ja bekanntermaßen nicht ganz so gerne gesehen.
Man könnte ja auch inhaltlich anführen, dass Christian Streich seine Aussage eben so gemeint hat: es passiert pro Jahr circa 1 Mord (0,8) pro 100.000 Einwohner in Deutschland. Das Ganze also mal 800 dann hat man eine Gesamtzahl (und die ist natürlich schon zu hoch, da die 1 aufgerundet ist). Schaut man sich die Anteile an, dann sind Geflüchtete bei solchen Straftaten nicht überrepräsentiert. Das entschuldigt nichts, aber rückt es in den Kontext. Streich sagte damals, jetzt war es eben ein Afghane, in anderen Fällen ist es jemand anders.
Bleibt, dass Geflüchtete hierherkommen und dann in der Wahrnehmung der Empörten sozusagen das "Gastrecht" missbrauchen. Kann man so sehen, führt aber am Ende zu wenig, da es dieses Gastrecht nicht gibt und straffällige Geflüchtete auch heute schon abgeschoben werden.
Tim K. will dann natürlich alle straffälligen Ausländer rauswerfen. Das heißt dann: "Werde ich beim Klauen erwischt, in einem Land, in dem ich zuhause, aber nicht dort geboren bin, dann muss ich raus!" Oder erst bei fahrlässiger Körperverletzung? Bei vorsätzlicher? Oder bei Mord? Entzieht man dann im nächsten Schritt jemandem den Pass, der gemordet hat? Das ist kein Whataboutism, sondern die Frage nach den Folgen für einen Rechtsstaat, in dem keine Willkür herrschen soll.
Zudem sollte man sich eben ins Gedächtnis rufen - es gibt keine marodierenden Flüchtlingsmörderbanden, die durch Deutschland ziehen. Nochmal zur Statistik: 2000 gab es ca. 500 Morde - 2016 ca. 400 - trotz Flüchtlingen, ca. 150 Frauen pro Jahr werden regelmäßig von ihrem Partner/Ex-Partner ermordet.
Jeder Mord ist einer zuviel und jeder Fall ist tragisch, aber das alles zu vermischen, das Gesamtbild auszublenden, auf die Tränendrüse zu drücken (ohne wirklich Anteil an dem einzelnen Schicksal zu nehmen) und pauschal andere abzuwerten, kann man nicht anders als billig nennen und dient der bloßen Aufmerksamkeitserzeugung.
Doppelmoral: So dreist, dass man fast schon Respekt haben muss
In dem Zusammenhang eben noch etwas zu Tim K. Auf dessen Webseite steht: "Willst Du Teil einer namenlosen Konsumherde sein, die ohne zu murren schnurstracks in den Abgrund trottet? Wenn nicht, dann solltest Du mein Buch „Kein Teil des Systems“ jetzt unbedingt vorbestellen!" So viel zur heuchlerischen Doppelmoral.
Quelle: Screenshot Webseite Tim K. |
Denn das ist so dreist, dass man fast schon wieder Respekt haben muss. Also, wer kein Konsumopfer sein will, muss schnell dieses Buch kaufen! Nicht schlecht. Zur Beruhigung soll beitragen, dass an bedürftige Familien, Gewaltopfer, Kinderhospize und Tierheime gespendet wird. Alles mit dabei also. Ob von den mutmaßlichen zwei Cent (bei fünf Euro pro Buch, würde man das sicherlich offensiver bewerben) die Welt eine andere wird - wer weiß. Muss sie ja auch gar nicht, dafür gibt es das Gefolge von Tim K. Wie z.B. diese Kommentatorin:
Deren Post schwankt zwischen skurriler Abgrenzung und Zustimmung und einem Aufruf zur Gewalt. Wer sich mit solchen Menschen gemein machen will (Tim K. und die KommentatorInnen sind ja nur ein kleiner Teil der wütenden Empörungsmaschinerie), der sollte vielleicht wirklich das Buch kaufen. Versand ist inklusive.
*Anmerkung, 12. Januar 2018: In einem Facebook-Post von vorletzter Woche war von einem angeblichen Spendenbeitrag von fünf Euro die Rede. Allerdings für ein Tierheim und es geht nicht klar daraus hervor, ob dies für jedes verkaufte Exemplar gilt. Eigentlich sollten die Spenden ja an zahlreiche Bereihe gehen, die Tim K. mit "den Eigenen" in Verbindung bringt. Dass ihm da vor allem Tiere einfallen, mag mancher Ironie nennen, seine Selbstgefälligkeit ("Wer mich unterstützt und das gutheisst, ist natürlich willkommen und wer das mißbilligt und mich einen „Rechtspopulisten“ nennt, motiviert mich nur umso mehr und bestätigt mich, dass es das Richtige ist!") erschreckt aber vor allem, denn jede Auseinandersetzung in der Sache wird so im Keim erstickt.
http://www.buendnis-toleranz.de/impressum/
AntwortenLöschenIhr Arbeitsplatz oder irre ich mich? Bündnis für Demokratie .... man könnte auch sagen, eine Form der Pressestelle offizieller Regierungspolitik. Ne, ich hab keine Fragen mehr, alles klar. Weiterhin frohes schaffen, ihr schafft das ....
Sie irren sich. Aber spielt eigentlich auch keine Rolle, der Inhalt, an dem man sich abarbeiten könnte, steht ja oben.
LöschenMerci,für eure Abhandlung über Tim.K....
AntwortenLöschenMein Denken, meine Worte, die ich schon des öfteren in Facebook bei seinen Posts geäußert habe !
Klar läuft einiges schief in Deutschland, aber das rechtfertigt nicht die " braune Soße " die manch einem als Kommentar aus dem Mund läuft....
FB hat ja nun wohl gesperrt, dafür ist jetzt ein YouTube Kanal am Start, um den " Followern " noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen...
Erfolgreich auf Kosten " der Eigenen "...
Ich kapituliere manchmal vor der Dummheit meiner Mitmenschen, aber eben nur manchmal 😉
Bleibt am Ball, und werft auch mal ein Auge auf den YouTube Kanal....
Gruß Andrea
" braune Soße " = SHIT = ISLAM = BAN OR DIE
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