Freitag, 3. November 2017

Gewalt in Eritrea: Sicherheitskräfte schießen auf Demonstranten

In seiner englischen Ausgabe fragte der SPIEGEL (hier auch auf Deutsch) zu Eritrea ein wenig provokant: "But are conditions in the isolated one-party state really so brutal?" Das "but" bezog sich auf die hohe Anerkennungsquote in Deutschland, manche würden Urlaub machen oder Steuern bezahlen. So repressiv könne das Regime ja nicht sein, vor allem gehe es um wirtschaftliche Aspekte, so der Tenor des Artikels.

Seit der Unabhängigkeit wird das Land politisch von der autoritären Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit dominiert, die aus der Unabhängigkeitsbewegung der Eritreischen Volksbefreiungsfront hervorgegangen ist. 

Wie sich das äußern kann, zeigte sich nur einen Tag nach der Veröffentlichung des SPIEGEL-Artikels:


Screenshot Al Jazeera
28 Menschen sollen bei Protesten getötet worden sein, Hintergrund waren Verbote von religiösem Unterricht und Tragen des Kopftuchs. Daraus jedoch einen religiösen Konflikt zu machen, lässt außer acht, dass jegliche Abweichung oder Opposition nur sehr eingeschränkt geduldet wird und jederzeit Konsequenzen nach sich ziehen kann. Es scheint also zahlreiche Fluchtgründe zu geben.

Der Militärdienst ist zumeist das entscheidende Detail. Oft abschätzig betrachtet (was den Asylgrund angeht), muss man sich vor Augen führen, dass die Region trotz weniger Nachrichten konfliktreich ist, man also durchaus in kriegerische Auseinandersetzungen gezwungen wird.

Aktuell (September 2017; Gesamtquote dieses Jahr: 5,4 Prozent) kommen in Deutschland vier Prozent der Asylbeantragenden aus Eritrea, anerkannt werden im Schnitt etwa 80 Prozent:


Quelle: BAMF, Asylgeschäftsstatistik

Ob der SPIEGEL-Artikel recht hat mit seinen Schlussfolgerungen, lässt sich nicht ohne weiteres sagen. Sollten sich die Berichte über die Schüsse auf Protestierende bestätigen, wäre jedoch die Aussage: "We are more like Cuba", eher kritisch zu sehen.

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