Wenig ist bekannt, viel ist schon geschrieben worden. An dieser Stelle dennoch einige Sätze zu den Geschehnissen in Berlin.
"Wir dürfen uns unser freiheitliches Leben" nicht zerstören lassen, ist überall zu lesen. Dem ist voll zuzustimmen. Warum dominieren dann die Forderungen nach mehr Überwachung, nach mehr Kontrollen, dem Einsatz der Bundeswehr im Inneren und nach der Verzahnung von Polizei und Nachrichtendiensten die Debatte? All das sind Maßnahmen, die eben (schleichend) unsere Freiheit einschränken werden.
Auch bei der Extrauausgabe der Tagesthemen gestern Abend verzettelte sich Moderator Ingo Zamperoni in seinen kritischen Nachfragen (woran erst einmal nichts zu kritisieren ist) an Berlins Innensenator und schwang sich zum Befürworter für mehr Videoüberwachung auf. Die schwache Replik des Senators bezog sich nicht auf das Missverhältnis von Freiheit und Sicherheit, sondern auf die Frage Machbarkeit. Mit dieser Argumentation ist es nur noch eine Frage der Zeit bis zur lückenlosen Überwachung des öffentlichen Raums.
Immer wieder wurde in den Live schalten ein Schild mit der Frage "Warum?" eingeblendet, das am Breitscheidplatz befestigt wurde. Nun ist es unmittelbar nach einer solchen Attacke nicht einfach dieser Frage nachzugehen. Dennoch ist es bedrückend zu sehen, dass für diese Frage in der Debatte schlicht kein Platz scheint.
Ja noch mehr, jede ernsthafte Beschäftigung wird als Relativierung der Tat oder Angriff auf das Gedenken an die Opfer abgekanzelt. Dabei ist es genau andersherum. Die Nichtbeschäftigung mit dieser Frage ist eine Verhöhnung der Opfer, weil sie keine Mahnung sind, sondern zu bloßen Fußnoten in einem unendlichen Konflikt werden.
Es gibt keine klaren Kausalzusammenhänge zwischen terroristischen Anschlägen und dem konkreten Verhalten von uns als Individuen. Es gibt aber viele Verbindungen zwischen gesellschaftlichen Strukturen, außenpolitischen Entscheidungen und globalen (Miss-)Verhältnissen mit dem Erstarken und der Resilienz von Terrorgruppen.
Wer das abstreitet, der spielt gewaltbereiten Gruppen in die Hände. Ohne Machtvakua in Konfliktgebieten, ohne die Stützung von Akteuren, die Menschenrechtsverletzungen begehen, ohne massive globale Ungerechtigkeiten oder das Desinteresse an strukturellen Ungleichgewichten würde es Terrorgruppen deutlich schwerer fallen Anhänger zu gewinnen und Mittäter zu rekrutieren.
Radikalisierung ist immer eine individuelle Entwicklung und das Ergebnis einer persönlichen Biographie, die sich nicht unmittelbar auf die oben angesprochenen Dinge zurückführen lässt. Doch sie geschieht nicht im luftleeren Raum.
Wieso wird die Frage nach dem "Warum" also nicht wirklich diskutiert? Möglicherweise kommt man zu keinen klaren Antworten oder kommt im politischen Raum auf keinen gemeinsamen Nenner. Doch diese Debatte böte zumindest die Chance echten "Lösungen" näher zu kommen.
Mit der Dämonisierung von Religionen oder Kulturräumen und der Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen wird es jedenfalls nicht gelingen die Gewaltspirale zu durchbrechen. Denn eines ist jetzt schon klar: Ein Konflikt in dieser Form, ein "Krieg gegen den Terror" ist nicht zu gewinnen.
Auch wenn es unangenehm sein mag und angesichts der schrecklichen Bilder schwer fällt: wenn wir uns selbst nicht hinterfragen und jeglicher Instrumentalisierung solcher Vorfälle entschlossen entgegen treten, wenn wir nicht verstehen, dass am Ende normale Menschen solche Anschläge begehen und auch scheinbar irrationale Taten Ursachen haben, dann werden wir am Ende wirklich unsere Freiheit und unsere Sicherheit verlieren.
"Wir dürfen uns unser freiheitliches Leben" nicht zerstören lassen, ist überall zu lesen. Dem ist voll zuzustimmen. Warum dominieren dann die Forderungen nach mehr Überwachung, nach mehr Kontrollen, dem Einsatz der Bundeswehr im Inneren und nach der Verzahnung von Polizei und Nachrichtendiensten die Debatte? All das sind Maßnahmen, die eben (schleichend) unsere Freiheit einschränken werden.
Auch bei der Extrauausgabe der Tagesthemen gestern Abend verzettelte sich Moderator Ingo Zamperoni in seinen kritischen Nachfragen (woran erst einmal nichts zu kritisieren ist) an Berlins Innensenator und schwang sich zum Befürworter für mehr Videoüberwachung auf. Die schwache Replik des Senators bezog sich nicht auf das Missverhältnis von Freiheit und Sicherheit, sondern auf die Frage Machbarkeit. Mit dieser Argumentation ist es nur noch eine Frage der Zeit bis zur lückenlosen Überwachung des öffentlichen Raums.
Immer wieder wurde in den Live schalten ein Schild mit der Frage "Warum?" eingeblendet, das am Breitscheidplatz befestigt wurde. Nun ist es unmittelbar nach einer solchen Attacke nicht einfach dieser Frage nachzugehen. Dennoch ist es bedrückend zu sehen, dass für diese Frage in der Debatte schlicht kein Platz scheint.
Ja noch mehr, jede ernsthafte Beschäftigung wird als Relativierung der Tat oder Angriff auf das Gedenken an die Opfer abgekanzelt. Dabei ist es genau andersherum. Die Nichtbeschäftigung mit dieser Frage ist eine Verhöhnung der Opfer, weil sie keine Mahnung sind, sondern zu bloßen Fußnoten in einem unendlichen Konflikt werden.
Es gibt keine klaren Kausalzusammenhänge zwischen terroristischen Anschlägen und dem konkreten Verhalten von uns als Individuen. Es gibt aber viele Verbindungen zwischen gesellschaftlichen Strukturen, außenpolitischen Entscheidungen und globalen (Miss-)Verhältnissen mit dem Erstarken und der Resilienz von Terrorgruppen.
Wer das abstreitet, der spielt gewaltbereiten Gruppen in die Hände. Ohne Machtvakua in Konfliktgebieten, ohne die Stützung von Akteuren, die Menschenrechtsverletzungen begehen, ohne massive globale Ungerechtigkeiten oder das Desinteresse an strukturellen Ungleichgewichten würde es Terrorgruppen deutlich schwerer fallen Anhänger zu gewinnen und Mittäter zu rekrutieren.
Radikalisierung ist immer eine individuelle Entwicklung und das Ergebnis einer persönlichen Biographie, die sich nicht unmittelbar auf die oben angesprochenen Dinge zurückführen lässt. Doch sie geschieht nicht im luftleeren Raum.
Wieso wird die Frage nach dem "Warum" also nicht wirklich diskutiert? Möglicherweise kommt man zu keinen klaren Antworten oder kommt im politischen Raum auf keinen gemeinsamen Nenner. Doch diese Debatte böte zumindest die Chance echten "Lösungen" näher zu kommen.
Mit der Dämonisierung von Religionen oder Kulturräumen und der Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen wird es jedenfalls nicht gelingen die Gewaltspirale zu durchbrechen. Denn eines ist jetzt schon klar: Ein Konflikt in dieser Form, ein "Krieg gegen den Terror" ist nicht zu gewinnen.
Auch wenn es unangenehm sein mag und angesichts der schrecklichen Bilder schwer fällt: wenn wir uns selbst nicht hinterfragen und jeglicher Instrumentalisierung solcher Vorfälle entschlossen entgegen treten, wenn wir nicht verstehen, dass am Ende normale Menschen solche Anschläge begehen und auch scheinbar irrationale Taten Ursachen haben, dann werden wir am Ende wirklich unsere Freiheit und unsere Sicherheit verlieren.
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