Sonntag, 11. Dezember 2016

Konflikt im Jemen: Mehr als 80 Monate Krieg

Im Jemen herrscht Bürgerkrieg - seit knapp 2 Jahren, so steht es in der Überschrift des Weltspiegel-Beitrags. Das ist auch richtig, bezieht man sich auf die saudi-arabisch geführte Militärintervention 2015.


                                         
Doch der (heiße) Konflikt reicht bis 2009 zurück und dauert damit sogar schon länger als Syrien. Vor der Offensive der jemenitischen Armee 2009, gab es bereits ab 2004 Kämpfe zwischen Houthi-Rebellen und Regierung. Und seit 2009 ist zudem eine sezessionistische Auseinandersetzung im Süden von militärischer Relevanz. 

All das hat für die Bevölkerung krasse Auswirkungen. Egal ob es Nahrung, das Dach über dem Kopf oder den Schutz des eigenen Lebens betrifft. Von der Öffentlichkeit blieb dies aber in den vergangenen Jahren unbemerkt.
Richtig ist aber, dass die derzeitige Eskalationsstufe erst erreicht wurde, als die Nachbarstaaten, bzw. internationale Akteure begannen ihre eigenen Interessen zu verfolgen. 

Tausende Menschen (auch eine vierstellige Zahl an Zivilisten) wurden so bereits durch Luftangriffe und Gefechte getötet, Hunderttausende sind auf der Flucht, Millionen hungern. Und Deutschland ist mittendrin. Nun ja, aber zumindest dabei.

Erst im Sommer wurde neue Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien genehmigt. In diesem Fall waren es Patrouillenboote, die nicht direkt in der Luft- und Bodenkampagne eingesetzt werden (können). Dennoch muss man fragen, warum eine kriegsführende Partei unterstützt wird, deren Vorgehen und Ziele man nur sehr sehr entfernt gutheißt, bzw. behaupten könnte, dass sie nur sehr sachte die eigenen geostrategischen Interessen berühren.

(Die Stabilität der Region oder Saudi-Arabiens werden durch den Krieg im Jemen sicherlich kaum befördert. Auch das Existenzrecht der Diktatur steht durch die Houthis nicht in Frage. Und wer in Europa immer noch "Balancing" gegen den Iran betreibt bzw. es implizit gutheißt, handelt einfach nur scheinheilig angesichts des ausgehandelten Atomdeals und dem hektischen Scharren der Hufen deutscher Wirtschaftsvertreter.)

Auch andere europäische Staaten agieren nicht im Sinne des Völkerrechts. Großbritannien, das noch stärker involviert ist, debattiert gerade öffentlich die Unterstützung für das Königreich. Das ist auch eine Folge davon, dass mutmaßlich (geächtete) Streumunition aus britischer Produktion den Weg ins Kriegsgebiet fand. Die Exportpraxis soll nun gerichtlich überprüft werden.

All das hilft den Menschen im Jemen selbst nicht. 14 Millionen Menschen sind von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen, das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Insgesamt benötigen fast 19 Millionen Menschen Unterstützung, fast vier Millionen wurden in den vergangenen 20 Monaten vertrieben.

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