Samstag, 4. Januar 2014

Gaza-Blockade: Eine israelische Weihnachtsgeschichte

Vielleicht dachten sich die Verantwortlichen für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei den israelischen Streitkräften (IDF), dass die Weihnachtszeit doch ideal sei, um Geschichten über ein klein wenig Barmherzigkeit und Toleranz im Schatten des Nahostkonflits zu verbreiten. Und wie diese schamlos ausgenutzt wird von palästinensischen Terroristen.

So hat der Pressemitteilung zufolge, Mohammad Tzaber Mohammed Abu Amsha, ein 32 Jahre alter Mann aus dem Gaza-Streifen, genauer aus Beit Hanun, zugegeben, dass er einen Sniper-Angriff auf israelische Soldaten geplant habe. Dazu habe er Informationen über Truppenbewegungen gesammelt und seine Schussfähigkeit traininert. Während der Planungsphase sei Abu Amsha am Auge erkrankt, was ihn am Schießen hinderte. Darum habe er sich ins Krankenhaus nach Ramallah zur Behandlung begeben, um danach die Attacke auszuführen. Dazu erlaubten ihm die israelischen Behörden die Ausreise. Laut Überschrift wollte er eigentlich die Genehmigung zur erfolgreichen Durchführung der Attacke nutzen, laut Text sie nach seiner Rückkehr ausführen. Erbsenzählerei, wichtig ist die Botschaft, die dann folgt. Die liest sich dann ungefähr so: "Unsere Barmherzigkeit wird schamlos ausgenutzt!"



Soweit also die Version der PR-Abteilung der IDF. Israel hat offenbar aus humanitären Gründen einen Bewohner Gazas in ein Krankenhaus ins Westjordanland reisen lassen. Nicht nur Einen, sondern Tausende:
Israel authorizes the entrance of thousands of Gaza residents monthly for humanitarian and medical purposes. This instance of abuse of a permit for terrorist intentions, is loathsome, and poses a violation that jeopardizes the access for medical aid Israel and Judea and Samaria so many Palestinian enjoy.
Obwohl es bestimmt schon ähnliche Fälle des "Missbrauchs" gab. Trotzdem "genießen" Palästinenser weiterhin die medizinische Versorgung im Westjordanland. Eine echte Weihnachtsgeschichte. Der Ton mag an dieser Stelle etwas spöttisch sein, aber solche geschönten PR-Artikel sind immer schwer zu ertragen. 

Tatsache ist, dass der Gaza-Streifen weiterhin isoliert ist. Tatsache ist, dass z.B. Human Rights Watch dezidierte Vorschläge vorgelegt hat, wie die Bewegungsfreiheit der Palästinenser weniger eingeschränkt gestaltet werden könnte. Tatsache ist, dass in den vergangenen Jahren Palästinenser aufgrund unzureichender medinizinischen Versorgung starben

Nun hat dies ein Mann wie Abu Amsha ausgenutzt. Die Art der Darstellung in solchen Berichte dient jedoch auch dazu, die israelische Ausgestaltung der Gazafrage zu legitimieren und Menschen unter Generalverdacht zu stellen. Dabei entwickelt sich auch in Israel zunehmend ein Bewusstsein für die Folgen der Besatzung für die eigene Bevölkerung. 

Wen es interessiert, Abu Amsha wurde noch vor Ablauf des Jahres einem Gericht in Beer Sheva vorgeführt. Er wird des versuchten Mordes, Kontakts mit einem auswärtigen Agenten und der Beteiligung an einem Vebrechen (Mord) beschuldigt. 

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