Der Nahostkonflikt ist ein komplexes Gebilde. Da ist der Staat Israel, der sich äußeren Bedrohungen ausgesetzt sieht und sich mit einer Besatzungsrealität konfrontiert sieht, die dazu beiträgt die Bedrohung aufrecht zu erhalten. Da sind die Palästinensischen Gebiete, das Westjordanland, in dem die Fatah verzweifelt versucht mit Hilfe wirtschaftlicher Erfolge die politischen Missstände und fehlende Perspektive zu überdecken. Und eben der Gaza-Streifen, isoliert, regiert von der Hamas, die es längst verpasst hat sich als demokratische politische Kraft zu etablieren.
Alles nicht so einfach also. Da irritiert es, wenn Artikel erscheinen, wie neulich in der Süddeutschen Zeitung. "Klub der Ritter - wie reitbegeisterte Palästinenser im Gazastreifen leben" von Sonja Zekri beschäftigt sich mit dem Alltagsleben in Gaza und der überraschenden Existenz eines Reitklubs im Norden des Gazastreifens. So weit, so gut. Eigentlich ist es jedesmal angenehm, wenn auch andere Aspekte eines Konfliktgebiets beleuchtet werden. Allerdings reflektiert der Artikel so wenig die Realität und die Komplexität des Konflikts, dass einem das Lesen nicht leicht fällt:
Allerdings drehte sich Zekris Artikel doch um einen Reitklub. Der ist so also nur die Kulisse für die Bewohner Gazas, die sich nach Normalität sehnen und von der Hamas unterdrückt werden. Doch was ist mit den Mitgliedern und Rettern des Klubs? Es wäre interessant gewesen, etwas über die notwendigen finanziellen Mittel zu erfahren. Die Möglichkeit von einem Konflikt zu profitieren, trägt sicherlich nicht zu dessen Beendigung bei
So bleibt der Artikel sehr unbefriedigend. Würde ein Ende der Hamas-Regierung allen Bewohnern Zugang zu solchen Annehmlichkeiten verschaffen? Auch wenn man einmal die israelische Blockade außer acht lässt. Es bleibt der Nachgeschmack zurück, dass eine kleine Elite auf Kosten der Allgemeinheit gut lebt, unabhängig von den äußeren Umständen. Dies wenigstens ansatzweise zu kritiseren in einem Gebiet, das nur zusammen mit dem Westjordanland Platz 110 im Human Development Index erreicht und dessen wirtschaftliche Ungleichheit noch nicht einmal statistisch erhoben wird, wäre journalistisch eigentlich angemessen. So schließt der Artikel: "Die Ritter aus Gaza sind längst noch nicht außer Gefahr." Die ganz normale Bevölkerung auch nicht.
Quelle: SZ Online
Alles nicht so einfach also. Da irritiert es, wenn Artikel erscheinen, wie neulich in der Süddeutschen Zeitung. "Klub der Ritter - wie reitbegeisterte Palästinenser im Gazastreifen leben" von Sonja Zekri beschäftigt sich mit dem Alltagsleben in Gaza und der überraschenden Existenz eines Reitklubs im Norden des Gazastreifens. So weit, so gut. Eigentlich ist es jedesmal angenehm, wenn auch andere Aspekte eines Konfliktgebiets beleuchtet werden. Allerdings reflektiert der Artikel so wenig die Realität und die Komplexität des Konflikts, dass einem das Lesen nicht leicht fällt:
Draußen ist das Meer, der Müll und die Not, ist ein überbevölkerter Flecken Küste, den einige Palästinenser bitter "Gazablanca" nennen. Aber hier drinnen erstrecken sich kleine Rasenflecken, Boxen für 40, 50 bestens gepflegte Pferde, viele in Privatbesitz und wie die Villen oder die großen Autos Beweis dafür, dass Gaza eben nicht nur Elend ist, dass einige hier sehr gut leben.Nach diesem Satz folgt keine weitere Erklärung. Wer lebt hier sehr gut? Warum leben sie sehr gut? Was unterscheidet sie von den normalen Bewohnern des Gaza-Streifens? Der Artikel fährt fort:
Die neuen Pferde wurden - ausgerechnet - aus Israel eingeführt, auch Medikamente, Vitamine, Spezialfutter. Dabei kommt seit der Blockade nicht mehr viel aus Israel. Die Rettung für den Klub ist eine Gruppe wohlhabender Geschäftsleute, die nach wie vor nach Israel reisen dürfen. 2,7 Millionen Dollar haben sie damals in die heruntergekommene Anlage investiert, bis auf die Ställe praktisch alles neu gebaut.Auf diese Beschreibung folgt nichts mehr zu den Pferden, den Fragen, wer wie und warum ohne Probleme nach Israel reisen kann. Stattdessen beschäftigt sich Zekri ausführlich mit den Verfehlungen der Hamas-Regierung. Daran ist zunächst nichts auszusetzen. Verfolgung von Journalisten, Anwendung der Todesstrafe, es gibt genügend Dinge, welche der Hamas-Regierung vorzuwerfen sind.
Allerdings drehte sich Zekris Artikel doch um einen Reitklub. Der ist so also nur die Kulisse für die Bewohner Gazas, die sich nach Normalität sehnen und von der Hamas unterdrückt werden. Doch was ist mit den Mitgliedern und Rettern des Klubs? Es wäre interessant gewesen, etwas über die notwendigen finanziellen Mittel zu erfahren. Die Möglichkeit von einem Konflikt zu profitieren, trägt sicherlich nicht zu dessen Beendigung bei
So bleibt der Artikel sehr unbefriedigend. Würde ein Ende der Hamas-Regierung allen Bewohnern Zugang zu solchen Annehmlichkeiten verschaffen? Auch wenn man einmal die israelische Blockade außer acht lässt. Es bleibt der Nachgeschmack zurück, dass eine kleine Elite auf Kosten der Allgemeinheit gut lebt, unabhängig von den äußeren Umständen. Dies wenigstens ansatzweise zu kritiseren in einem Gebiet, das nur zusammen mit dem Westjordanland Platz 110 im Human Development Index erreicht und dessen wirtschaftliche Ungleichheit noch nicht einmal statistisch erhoben wird, wäre journalistisch eigentlich angemessen. So schließt der Artikel: "Die Ritter aus Gaza sind längst noch nicht außer Gefahr." Die ganz normale Bevölkerung auch nicht.
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