Dienstag, 5. November 2013

In Shoppinglaune: Angola kauft gebrauchte russische Jets, Helikopter und Panzer für eine Milliarde US-Dollar

Nicht, dass es dem südwestafrikanischen Land überaus schlecht gehen würde. Der hohe Ölpreis bescherte dem OPEC-Neumitglied (seit 2006) Wachstumraten von mehr als 17 Prozent pro Jahr zwischen 2004 und 2008. Auch die Notwendigkeit das Land nach dem 27 Jahre währenden Bürgerkrieg wieder aufzubauen, trug zum schnellen Wachstum bei. 

Trotzdem bleibt Angola auf Platz 148 (von 187) des Human Development Index (HDI). Die Entwicklung des Landes kann dabei je nach Sichtweise - der Internationale Währungsfonds ist zum Beispiel relativ zufrieden mit der Implementierung von wirtschaftlichen Reformen, was auch die Sicherstellung eines Marktzugangs für ausländische Ölfirmen beinhaltet - durchaus als positiv beurteilt werden. Betrachtet man jedoch die ökonomische Ungleichheit, so konkurriert Angola eher mit Malawi oder Zambia. Ländern also, die im allgemeinen HDI deutlich hinter Angola liegen und deren BIP pro Kopf weit unter dem Angolas liegt.

Quelle: UNDP

Nun kauft Angola also 18 gebrauchte Su-30 Kampfflugzeuge, Mi-17 Transporthelikopter, sowie Panzer und Artillerie im Wert von etwa einer Milliarde US-Dollar. Das Geschäft wickelt, Rosoboronexport, der staatliche russische Waffenhändler ab, nachdem die Kampfflugzeuge zum Beispiel bereits in Indien im Einsatz waren. Warum Angola, das erst seit 2002 in eine Phase ohne bewaffnete Konflikte eintreten konnte, nun abgewrackte Rüstungsgüter aus Russland bestellt, kann dabei mehrere Gründe haben. Für die Führung des ölreichen Landes ist zumindest einer davon: Weil sie es kann.

Ansonsten ist es erstaunlich, wie eine strategische Partnerschaft auf diesem Niveau funktioniert. Ohne äußere Feinde, noch gezeichnet von jahrzehntelangem Bürgerkrieg und mit großen sozialen Herausforderungen konfrontiert, kauft Angola dem russischen Partner für viel Geld Waffen ab, ohne dass sie einsatzfähig wären (angolanische Kampfjetpiloten sind recht selten) oder mit ihrem Erwerb irgendwelche Ziele (Sicherung regionaler Stabilität, äußere Bedrohung, o.ä.) verknüpft werden können.


In einer aktuellen Studie des South African Institute of International Affairs (SAIIA) wird die Partnerschaft zwischen Angola und Russland näher analysiert. Darin ist die Rede von einem großen "politischen Kapital" und "soft power". Viele Mitglieder der politischen Elite würden noch Russisch sprechen, hätten an russischen Universitäten studiert und wären mit der russischen Kultur vertraut. Im Gegensatz zu China und Brasilien, die ebenfalls versuchen ihren Einfluss in dem Land geltend zu machen, sei dies ein großer Vorteil. Offenbar so groß, dass kritiklos Waffen von zweifelhaftem Nutzen gekauft werden. Dass das politische System mit starken Korruptionsproblemen zu kämpfen hat, braucht in diesem Zusammenhang eigentlich nicht extra erwähnt werden. Die Zusammenarbeit entfaltet auch deswegen keine nachhaltigen Wirkungen. Ein Austausch auf zivilgesellschaftlicher Ebene existiert ebenfalls nicht.

Insofern verwundert der Waffendeal auf den ersten Blick, da weder Feind noch hilfesuchender Bündnispartner erkennbar sind. Auf den Zweiten allerdings ist er nicht besonders überraschend, da die Mechanismen von Rüstungsdeals in solch einer Umgebung störungsfrei wirken können und keinerlei gesellschaftlichen Kontrollmechanismen die Sinnlosigkeit und Gefahr solcher Geschäfte aufdecken könnten.

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