Mittwoch, 13. März 2013

Mehr als 65 Tote bei Kämpfen in Malaysia


Mehr als 200 Kämpfer sollen involviert sein, mehr als 65 Tote und fast 100 Festnahmen soll es gegeben haben - das sind die Zahlen zu einer laufenden Krise im östlichen Teil Malaysias.

Quelle: WikiCommons - User Cmglee

Die Situation ist unübersichtlich und schwierig einzuschätzen. Philippinischen Militante, die sich Königliche Armee von Sulu nennen, besetzten ein Dorf im Distrikt Lahad Datur und rechtfertigten ihren Angriff mit historischen Ansprüche auf das Gebiet Sabah. Alle Aufrufe seitens der malaysischen und philippinischen Regierung die Gewalt zu beenden verhallten bisher ungehört.



Zu den Wurzeln des Konflikts und den offenen territorialen Ansprüchen schrieb die taz in einem Artikel vom 05.03.2013:
Der bizarre Konflikt widerspricht den Interessen beider Regierungen, doch sind sie offenbar unfähig, ihn friedlich zu lösen. Beide stehen vor Wahlen, bei denen sie glauben, sich kein Verhalten leisten zu können, das als Schwäche gelten könnte.
In der Tat sind die historischen Ansprüche nicht endgültig geklärt. Der Sultan von Sulu hatte Sabah 1878 an eine britische Kolonialfirma verpachtet. Als Malaysia 1963 von Großbritannien unabhängig wurde, blieb Sabah bei Malaysia. Der philippinische Präsident Ferdinand Marcos ließ 1965 eine kleine geheime, muslimische Truppe ausbilden, um Sabah zu erobern.
Doch gab es eine Revolte, die Truppe wurde zum Teil massakriert und aufgelöst. Daraus entstand eine muslimische Guerilla, die fortan für die Unabhängigkeit der Südphilippinen kämpfte und in Sabah Unterschlupf fand.
Heute stehen Manila und die Muslimrebellen vor einem historischen Frieden, der von Malaysia unterstützt wird, weil Manila keine Ansprüche auf Sabah mehr erhob. Doch sind damit offenbar nicht alle einverstanden.
Die NZZ kommentierte am 07.03.2013:
Auf diplomatischer Ebene sind Dissonanzen zwischen Malaysia und den Philippinen unüberhörbar. Sprachen die beiden Nachbarstaaten Mitte Februar, als die bizarre Besetzer-Aktion ihren Anfang genommen hatte, zunächst mit einer Stimme, äussert sich Kuala Lumpur zunehmend irritiert über die Untätigkeit Manilas gegenüber Kiram. In seinem Domizil in der philippinischen Hauptstadt gibt der alternde Sultan täglich Pressekonferenzen und trifft sich mit muslimischen Hardlinern, die das Treiben auf Sabah offenkundig unterstützen.
Auch wenn die Auseiandersetzung "bizarr" gennant wird, offensichtlich besitzt der Sultan Jamalul Kiram III eine Art von politischen Rückhalt. Auf der offiziellen Seite der Provinz Sulu zum Beispiel, wird er als rechtmäßiger Sultan und Vertreter der Selbstverwaltung genannt.

Das iranische PressTV dagegen spricht im Zusammenhang mit der Invasion der militanten Kämpfer von terroristischen Elementen und berichtet von engen Verbindungen zur Moro National Liberation Front (MNLF), welche wiederum als extremistisch eingestuft wird und Verbindungen zu Al-Qaida unterhalten soll. Mit den Angriffen solle die malaysische Regierung destabilisiert und so die pro-westliche Opposition unterstützt werden.

Andere Beobachter sehen den Konflikt als hausgemachtes Problem. So wurde die Immigration vieler philippinischer Muslime als wünschenswert betrachtet, um die muslimisch dominierte Regierung zu stützen. Diese Ansiedlung bei gleichzeitig mangelhafter Einbindung befeuere das Problem. Wie bereits angedeutet leidet der Umgang mit dem Konflikt auch unter den baldigen Wahlen. Im Vorfeld werden nicht nur Geschenke verteilt, sondern soll auch Stärke demonstriert werden. Dabei wurde gestern ein Regierungssoldat bei einem Gefecht getötet.

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