Freitag, 11. Januar 2013

Lage im Südsudan: Zwischen der Hoffnung auf Frieden und einer Verschärfung der Flüchtlingskrise

30 humanitäre Krisenherde in einer Region, das ist die Situation im Südsudan. Im vergangenen Jahr waren es etwa 2,7 Millionen Menschen, die von Hilfsorganisationen versorgt werden müssen. Aktuell mussten etwa 700.000 Menschen Kordofan und den Blue Nile State verlassen. Sie leben teilweise von Blättern und Wurzeln, wie es ein UN-Vertreter ausdrückte.


Schuld an der anhaltenden Flüchtlingswelle (im Dezember 2012 wurden mehr als doppelt so viele Menschen vertrieben, wie im November) sind mehrere Faktoren. Hauptursache sind aber die fortgesetzten Luftangriffe durch den Sudan auf mutmaßliche Rebellenstellungen, welche die Zivilbevölkerung in Schrecken versetzen und an denen sich in den vergangenen Monaten kaum etwas verändert hat:



Dabei sind es nicht nur Binnenvertriebene, sondern auch Hunderttausende Menschen aus den Nachbarländern, die vor der dort herrschenden Gewalt flüchten. Trotz der Sezession und dem vordergründigen Frieden kehren die meisten Menschen noch nicht in ihre Dörfer zurück, so zum Beispiel in der Abyei-Region. Die Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen ist unvermindert hoch, Konflikte um Ressource, wie Wasser und Vieh kommen hinzu.
Das Ausmaß der Krise zeigt folgende Infografik:


Quelle: OCHA, abrufbar hier

Problematisch bleibt auch, dass die Flüchtlinge oftmals nicht besonders willkommen sind. Seit 2011 leben viele Flüchtlinge im erzwungenen Exil. Viele versuchten ihr Vieh mitzunehmen, auch wenn auf dem beschwerlichen Weg zahlreiche Tiere verendeten. Dies führt zusammen mit der herrschenden Dürre dazu, dass die Einheimischen ihr Vieh nicht mehr angemessen versorgen können. Ergebnis sind wachsende Spannungen zwischen Flüchtlingen und der ansässigen Bevölkerung.

Die Ölproduktion ist zudem fast zum Stillstand gekommen, auch eine Einigung mit dem nördlichen Nachbarn über eine entmilitarisierte Zone steht seit Mitte des vergangenen Jahres aus. Auch wenn vor einer Woche gewisse Fortschritte erzielt wurden, ist mit einer schnellen politischen Lösung kaum zu rechnen, wie der Guardian deutlich machte:
So, while it's always a good idea for Sudan and South Sudan to talk through their problems rather than fight them out, we have to wonder just how effective these current negotiations are. Currently, both leaders are dangerously close to the title of lame duck president, with limited authority to implement the terms of any deal. Both are fighting for their own political lives first and the good of their countries second. Chances are, it's only once these internal battles are sorted out one way or the other that there will be any real progress in solving the issues between the two countries. 
Kritisch ist die Situation aufgrund des innerpolitischen Drucks auf beiden Seiten, wie im obigen Kommentar angesprochen. Ein Artikel der South Sudan News Agency bringt die Meinung vieler Südsudanesen zum Ausdruck:
Although the international community takes its own share of blame in Juba and Khartoum's antagonism, Kiir also deserves scrutiny. The withdrawal of South Sudanese troops along Khartoum-made disputed border areas has recently becomes Kiir's John Kudusi song in Juba. In his highly publicized New Year Eve's speech, Kiir announced: 'the Republic of South Sudan will withdraw its troops from border areas to allow for the operation of the proposed demilitarized border zone with Sudan. We are temporarily withdrawing our forces from the immediate boarder areas. This will allow the demilitarized border to be operational. We hope that these arrangements will make sure that peace and stability is maintained along our common border' Sudantribune December 31st 2012.

The above statement sounds promising to peace-loving nations, individuals and groups, but Islamists in Khartoum may have differing view to it. Given Khartoum's border incursion policy, the term 'withdrawal' which appeared in Kiir's speech is too big to digest and South Sudanese seem to be even more allergic to hear this terminology based on their decades-long and back-breaking struggle with Khartoum. However, although Kiir's recent announcement of troops withdrawal may have been destined to appease the international community- and perhaps to gain political points in the current round of talks in Addis Ababa, this decision has drawn fierce criticisms and a simmering anger among South Sudanese -especially in border communities. Therefore, unless it's meant for political purposes, the decision to withdraw troops along the disputed border in the current atmosphere of Khartoum's military threats remains unpopular and worth abandoning. 
Die anhaltenden Feindseligkeiten kommen also kaum überraschend. Das bekommen auch die UN-Truppen zu spüren. In dieser Woche wurde offenbar erneut ein UN-Helikopter beschossen, nachdem im Dezember ein Hubschrauber der Vereinten Nationen abgeschossen wurde, da die südsudanesische Armee ihn für einen sudanesischen Militärhubschrauber gehalten hatten. Alle Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben. 

Am heutigen Freitag wurden mindestens 20 Menschen bei diversen Vorfällen im Südsudan getötet, darunter sieben Soldaten. Zu den vielfältigen Gründen der anhaltenden Flüchtlingskrise ein kurzes Video des ENOUGH-Projekts:



Die Situation der Flüchtlinge zeigt auch dieses Video von Ärzte ohne Grenzen vom Dezember 2012:

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