Sonntag, 23. Dezember 2012

Verhängung des Kriegsrechts und Grenzschließung in Libyen illustrieren den problematischen Umgang mit Minderheiten

Libyen hat Mitte dieser Woche im Süden des Landes seine Grenzen geschlossen und das Kriegsrecht verhängt. Dies berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV).

Zu den Gründen heißt es, dass seit dem 4. Dezember Angehörige der Minderheiten Toubou und Tuareg ein Ölfeld eines spanischen Unternehmens und der staatlichen Ölfirma Akakus besetzt halten. Die Demonstranten fordern mehr Arbeitsplätze für ihre Region und mehr Entwicklungsmaßnahmen. Die Arbeiter kommen offenbar zumeist aus dem Norden, die massiven Umweltschäden betreffen naturgemäß vor allem den Süden.


Die Minderheit der Touareg hat auch nach dem Machtwechsel in Libyen mit Diskriminierung und Marginalisierung zu kämpfen (hier im Westen des Landes)- Quelle: Flickr - Freddie H. 


Etablierte Medien berichten, wenn überhaupt, von diesen Maßnahmen als Aktionen im Rahmen der Bekämpfung krimineller Elemente, illegaler Migration oder des Terrorismus. Zudem werden sie mit Entwicklungen in Mali begründet. Dies wird der Realität aber nicht gerecht.

Libyens nicht-arabische Minderheiten, die rund 20.000 Tuareg und die mindestens 15.000 Toubou, verlangen die offizielle Anerkennung ihrer Sprachen, eine bessere Vertretung in Parlament und Regierung sowie mehr Entwicklung für ihre lange vernachlässigten Regionen. Ihre Siedlungsgebiete sind zwar ressourcenreich (Öl, Mineralien, Wasser), profitieren können sie allerdings davon kaum. nicht von diesem Reichtum.

Besonders problematisch ist die Lage der Toubou. Diese Minderheit wurde vom Gaddafi-Regime gezielt diskriminiert und schließlich ausgebürgert. Im Februar und März 2012 gab es schwere Kämpfe zwischen Toubou und arabischen Milizen, bei denen mindestens 275 Menschen starben.

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