Montag, 13. August 2012

"Krieg live": Bilder und Videos von Soldaten werden zunehmend die visuelle Wahrnehmung von Kriegen prägen

Restrepo (2010), war ein sehenswerter Dokumentarfilm über den Afghanistankrieg. Limitiert allerdings, da die Arbeit von Filmemmachern in Kriegsgebieten nicht nur gefährlich ist, sondern meist nur unter Aufsicht und Einbindung durch das Militär erfolgen kann (Für eine interessante Ausnahme, siehe: Generation Kunduz: Der Krieg der Anderen).

Die BBC-Dokumentation Our War: Ambushed (2011) basiert auf Videomaterial, welches von britischen Soldaten selbst aufgenommen wurde. Auch dieses Material wurde natürlich erst später vom Verteidigungsministerium freigegeben, doch vermitteln die Aufnahmen trotzdem einen etwas anderen Eindruck vom mehr als zehn Jahre dauernden militärischen Engagement, als es in vielen anderen Dokumentationen der Fall ist. 

Auch wenn Politisches ausgeklammert oder vereinfacht wird, die Realität der Soldaten spricht oft für sich. Die Bilder der jungen Männer, von denen viele am 11. September 2001 noch in der 8. Klasse waren, zeigen die Komplexität eines asymmetrischen Konflikts und die Hürden für eine Nachkriegsordnung, welche viele tausend Kilometer entfernt von politischen Akteuren bei ihrer Entscheidung für diesen Krieg nur unzureichend bedacht wurden und auch heute noch viel zu häufig unausgesprochen bleiben.  



Gerade die Kriege in Afghanistan und Irak zeigen eine neue Entwicklung bei der Dokumentation von Kriegen. Smartfones und Videokameras überwinden zwar nicht ohne weiteres die Hürde der militärischen Zensur, jedoch schaffen sie eine unmittelbare Zugangsebene, die bei anderen (vergangenen) Konflikten naturgemäß fehlt, oder vielleicht in literarischer Form existiert.

Die Unmittelbarkeit der Bilder steht teilweise, aber unausweichlich im Kontrast mit der Wahrnehmung und den Aussagen der Soldaten. Tatsächliches Kämpfen und das Riskieren des eigenen Lebens schärft den Blick und verzerrt ihn gleichzeitig bei dem Versuch der objektiven Bewertung. Der Widerspruch zwischen den Aufnahmen eines Gefechts und den ruhigen förmlichen Interviews verdeutlicht dies.

Paradoxerweise hat diese mediale Entwicklung kaum etwas daran geändert, dass Attribute, wie "chirurgische Kriegsführung", "intelligente Bomben" oder "Opferminimierung bei der Zivilbevölkerung" ohne großes Aufsehen die Rhetorik bei Diskussionen über aktuelle Militäreinsätze prägen.

Klar scheint aber, dass die militärischen Führungen diesen Prozess erkannt haben und mit strengeren Einsatzregeln, eigenen Videos (die Einsatzkameratrupps (EKT) der Bundeswehr sind dafür ein Beispiel), oder dem bewussten Einsatz sozialer Medien, wie es ein Artikel des New Oberserver vom 29.01.2012 beschreibt, damit umgehen:


At Fort Bragg, the 82nd Airborne, several of its components and its Family Readiness Group all are on Facebook, as are units from Seymour Johnson Air Force Base in Goldsboro. Photos posted on the units' Facebook pages are often the grip-and-grin variety, showing troops getting awards and promotions, or spouses and children at homecomings. The groups also share information about events and programs on the sites with troops and their families. After once banning personnel from using social media, the Marines, too, have now embraced those platforms as a way to improve communications within the corps and heighten the Marines' image with the public.

Für die Mitglieder des Marine-Corps gibt es dafür eigens eine Anleitung The Social Corps mit Hinweisen und Regeln auf knapp 40 Seiten. Am Schluss werden den Soldaten 15 (eher unspektakuläre) Regeln für den Umgang mit sozialen Medien genannt:

1. Post appropriate content.

2. Don’t break the law.

3. Understand the guidelines when making unofficial posts about the Corps.

4. If you wouldn’t say it to your grandma, don’t post it.

5. Avoid spillage!

6. Guard your personal Information.

7. Don’t share information that is not approved for public release.

8. Talk about what you know best.

9. Correct misinformation politely.

10. Don’t get political.

11. Look out for bad guys.

12. Don’t fire and forget – review all your account and privacy settings.

13. Use strong passwords.

14. Look out for intruders.

15. Use anti-virus and anti-spyware.

Die eigentliche Sorge von Militärs, dass sicherheitsrelevantes, aber auch unliebsames Material an die Öffentlichkeit gelangt, kommt in diesen Punkten eher zurückhaltend zum Ausdruck. Aber mit der Tatsache konfrontiert, dass soldatisches Bild- und Videomaterial vom Schlachtfeld im Informationszeitalter immer einen Weg in die Öffentlichkeit finden wird, mag den Führungsstäben ein eher pädagogischer Ansatz vielversprechender erscheinen.  

Weitere Filme und Dokumentationen:


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