Dienstag, 8. Juni 2010

Fast 600 Menschen sterben im Mai in Darfur - Tödlichster Monat seit dem Jahr 2008


In der Öffentlichkeit gilt die Darfur-Krise zunehmend als unter Kontrolle, oder sogar gelöst. Die Friedensverhandlungen und der Waffenstillstand zwischen Regierung und der wichtigsten Rebellengruppe Justice and Equality Movement (JEM) hat diesen Eindruck noch verstärkt. Die Wahlen im Mai liefen trotz massiver Unregelmäßigkeiten relativ friedlich ab, die Wiederwahl von Präsident Omar al-Bashir ging trotz Haftbefel des Internationalen Strafgerichtshofes fast geräuschlos über die Bühne.

Doch  die nun veröffentlichten Zahlen belegen, dass diese Wahrnehmung völlig falsch ist. Berichte über mehrere Hundert Tote bei Kämpfen wurden aufgund der schwierigen Nachrichtenlage kaum publiziert. Doch ein UN-Dokument konstatiert, dass im Mai fast 600 Menschen der Gewalt in der Region zum Opfer fielen. Damit ist der vergangene Monat der Tödlichste seit im Jahr 2008 Friedenshüter der Vereinten Nationen bzw. der Afrikanischen Union (AU) in die Region entsandt wurden. 

Genauer betrachtet zeigt sich, dass 440 Menschen bei Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen, 126 bei Auseinandersetzungen zwischen Stämmen und 31 bei anderer Gewalttaten getötet wurden. Vertreter der JEM-Rebellen sagten, dass sie auch weiterhin die Friedensgespräche mit der Regierung boykottieren würden. Nur noch einige kleinere Gruppen partizipieren in den Verhandlungen. Der Versuch der Regierung mit parallelen Gesprächen und Militäraktionen "Frieden" zu schaffen, kann getrost als gescheitert betrachtet werden. Damit ist ein Ende der Toten nicht absehbar. Etwa 300.000 Menschen wurden in dem Konflikt bsiher getötet, 2,7 Millionen wurden innerhalb des Sudan und in die angrenzenden Staaten vertrieben. Vor allem der unsichere Tschad bietet vielen Flüchtlingen die einzige Möglichkeit in relative Sicherheit zu gelangen.  Die Regierung in Khartum gibt die Todeszahl mit 10.000 an. Einen Eindruck der Folgen von Genoziden vermittelt diese Dokumentation von PBS mit dem Titel Worse than war vom 04. Juni 2010:


Folgende Karte zeigt, wie sehr der Konflikt im Sudan auch die Nachbarstaaten destabilisiert und die ganze Region im festen Griff hat. Hunger, schlechter Zugang zu medizinischer Versorgung und Hilfsorganisationen, die viele Flüchtlinge nur schwer erreichen ergänzen dabei die andauernde Gewalt.


Auch im Süden des Sudan fehlt es am Nötigsten. Von zugesagten 530 Millionen Dollar wurden bisher nur 26 Prozent bereitgestellt. Im Süden des Landes operiert auch noch die Rebellengruppe der Lord´s Resistance Army (LRA).  40 Prozent der Bevölkerung sind laut UN-Angaben von der mangelhaften Versorgung mit Lebensmitteln betroffen.

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