Donnerstag, 20. Mai 2010

Straßenkämpfe in Madagaskars Hauptstadt - politische Dimension unklar


In Madagaskars Hauptstadt Antananarivo waren am heutigen Donnerstadt Explosionen und Schüsse zu hören. Es soll Gefechte zwischen der Armee und einer abtrünnigen Polizeieinheit gegeben haben. Die Berichte über die Hintergründe sind teilweise widersprüchlich. Laut BBC sollen Hunderte von Anti-Regierungs-Aktivisten in die Kämpfe involviert sein, AFP berichtete, es sei nicht sicher, ob das Ganze "eine politische Dimension" habe. Die Lage über mögliche Opfer und eine eventuelle Eskalation sind bisher noch unklar. Mindestens ein Unbeteiligter wurde verletzt.


Nach einem Staatsstreich im März des vergangenen Jahres hofften viele Menschen auf politische Reformen und wirtschaftlichen Aufschwung. Doch schon im Mai 2009 schrieb Marc Engelhardt in Neues Deutschland:
Gut zwei Monate, nachdem Andry Rajoelina – gerade einmal 34 Jahre alt, erfolgreicher Unternehmer und ehemaliger DJ – sich nach blutigen Protesten mit mehr als 100 Toten gegen den rechtmäßig gewählten Präsidenten Marc Ravalomanana durchgesetzt hat, ist die Begeisterung vieler Madagassen abgekühlt. In den Armenvierteln der Hauptstadt, die von den Bewohnern liebevoll »Tana« genannt wird, wächst der Frust. Der Preis für Reis, das Grundnahrungsmittel, steigt fast täglich. »Dabei hatte Rajoelina bei seiner Amtseinführung doch versprochen, die Lebensmittel werden billiger«, ereifert sich Olivier, der sich als Fahrer über Wasser hält. »Reis, Öl, Brot, das alles sollte billiger werden, für kurze Zeit war das auch so.«

So aufgeheizt ist die Lage, dass niemand an eine schnelle Versöhnung glaubt. Bei den von UN und Afrikanischer Union vermittelten Krisengesprächen einigten sich beide Seiten zunächst nur darauf, weiter zu verhandeln. Innerhalb von 14 Monaten soll gewählt werden. Wahrscheinlich ist weiterhin die schnelle Einigung auf eine Generalamnestie, die beiden Seiten zupass kommt. Doch wie die Macht innerhalb einer die Wahlen vorbereitenden Übergangsregierung verteilt werden soll, kann sich niemand vorstellen.
Diese Sätze gelten immer noch. Die Afrikanische Union bemüht sich weiterhin den politischen Stillstand aufzulösen, doch es ist unwahrscheinlich, das ein für August geplantes Verfassungsreferendum und Wahlen im September und Oktober überhaupt zustande kommen. Ob Rajoelina sein Versprechen wahr macht und bei diesen Urnengängen nicht antreten wird, bleibt ebenfalls abzuwarten.

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