Mittwoch, 7. April 2010

Mehr als 100 Tote in Kirgistan - Präsident flieht aus dem Land


Der Bericht vom 26.März 2010 in Neues Deutschland fand wenig Beachtung. Dabei war nichts mißzuverstehen:
Eigens um der Republik das neue Schema der Gewaltenteilung aufzupfropfen hatte Bakijew dazu in der Hauptstadt Bischkek ein Kurultai – eine Versammlung der Stämme – einberufen. Die Opposition war zwar geladen, verweigerte jedoch die Beteiligung ebenso wie eine Zustimmung. Mehr noch: Führende Regimekritiker hatten schon zu Wochenbeginn eine Gegenversammlung und ein Protestmeeting veranstaltet, bei dem die Polizei über 50 Teilnehmer verhaftete. Dennoch sind für die nächsten Tage weitere Proteste gegen den Rückbau der Demokratie und gegen Massenelend geplant. Denn die Wut wächst.

Angetreten als Reformer, der durch Verfassungsänderungen wesentliche Kompetenzen des Präsidenten an das Parlament abgeben wollte, hat Bakijew ein autoritäres Regime errichtet, das sich kaum noch von dem im benachbarten Usbekistan unterscheidet. Oppositionelle Zeitungen werden geschlossen, der Druck auf Journalisten und Bürgerrechtler wächst, dazu kommen schlechte Wirtschaftsdaten und gravierende soziale Probleme. Und statt der Familie Akajews, der Tochter Bermet als Nachfolgerin installieren wollte, kontrolliert jetzt der Bakijew-Clan alle einträglichen Unternehmen. Vor allem durch Maxim, den ältesten Sohn des Staatschefs, der seinen vater offenbar auch politisch beerben soll.

Die Wut ist gewachsen und hat sich Luft verschafft. Nach den neuesten Berichten hat der Präsident Kirgistans Kurmanbek Bakijew nach den gewaltsamen Protesten das Land verlassen. Die Todeszahlen steigen zur Stunde weiter, mehr als 100 Tote vermeldet u.a. RT. 

 tagesschau.de

Nicht nur in der Haupstadt Bishkek, sondern auch in anderen Teilen des Landes kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Videos von Augenzeugen zeigen eindrücklich, wie scharf geschossen wurde. Mehrere Oppositionsführer sind zu Gesprächen zusammengetreten. Aktuellstes Video von RussiaToday:


Die neue Regierung unter der früheren Außenministerin Rosa Otunbajewa verkündete, sie habe nach dem blutigen Umsturz mit Dutzenden Toten die Macht im ganzen Land übernommen. Berichte über den Tod des Innenministers konnten bisher nicht verifiziert werden. Ein AP-Video zeigt das Ausmaß der Proteste:



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