Donnerstag, 15. April 2010

In Somalia spielen Radiostationen Gewehrfeuer statt Musik - mehr als 30 Tote und 900 Verletzte in diesem Monat in Mogadischu


Die Meldung über das absurde Verbot verdeutlicht die Grausamkeit des Krieges und den erbitterten Streit der Anschauungen in Somalia:
Broadcasters in Mogadishu have responded to a ban imposed by Islamist insurgents on airing any form of music with a bitter sense of irony: where once there were songs and jingles, now there is recorded gunfire, a sound with which the battle-scarred capital's residents have become all too familiar.
Other replacements for now-forbidden melodies include croaking frogs and crowing cockerels. Braver broadcasters are considering adding braying donkeys to the list.

"We are not allowed to play music and we have to fill the slot, so we came up with this; these are the sounds one hears most often in this city, so I think they are appropriate," said a broadcaster who preferred anonymity. 
Vergangene Woche verboten die Al-Shabab-Milizen zudem in Mogadischu und im Süden des Landes lokale Stationen der BBC und der VOA.

Währenddessen wurde der letzte Satz der Meldung Anfang dieser Woche wieder einmal grausame Wirklichkeit. Am Montag wurden  mindestens 26 Menschen getötet, als ein Markt, eine Schule und private Häuser genauso beschossen wurden, wie ein Geländer der Vereinten Nationen. Ziel der Milizen war es eine Feier zum 50-jährigen Bestehen der nationalen "Streitkräfte" auf dem Flughafen zu treffen. Soldaten der Afrikanischen Union antworteten auf den Beschuss. Ergebnis waren die vielen Toten und Verletzten. Zudem explodierten zwei Sprengsätze. Durch die anhaltende Gewalt kommen die ohnehin wenigen Ärzte und Helfer an ihr Limit. Mehr als 900 Menschen wurden im März bei Kämpfen in der somalischen Hauptstadt verwundet, 30 getötet.

Die Zentralregierung (TFG) kontrolliert in der Hauptstadt nur einige Straßenzüge. Nur im Norden des Landes, vor allem in Puntland und Somaliland, die aber eigene staatsähnliche Strukturen unabhängig von der TFG implementiert haben, ist es ruhiger.

BBC

Schon im Dezember 2009 berichtete die Organisation Ärzte ohne Grenzen über ähnliche Zustände, welche angemessene medizinische Hilfe fast unmöglich machen:
In der somalischen Hauptstadt Mogadischu zwingt eskalierende Gewalt die Mehrheit der Bevölkerung in den nördlichen Bezirken Yaqshid, Karan und Abdul Azziz zur Flucht. Dauerhafter Beschuss, Explosionen und Kämpfe zwischen den verschiedenen bewaffneten Gruppen kosten Dutzende Zivilisten das Leben. Ärzte ohne Grenzen muss als Folge nahe gelegene medizinische Einrichtungen schließen. Nicht nur die Bevölkerung sondern auch Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen müssen jetzt vor den Kämpfen fliehen. Nach zahlreichen Sicherheitsvorfällen in den vergangenen Monaten fordert Ärzte ohne Grenzen alle Konfliktparteien auf, die medizinischen Einrichtungen und die somalischen Mitarbeiter der Organisation zu respektieren. Die Mitarbeiter leisten unter unvorstellbaren Bedingungen lebenswichtige medizinische und humanitäre Hilfe.
Am gestrigen Mittwoch wurden mindestens elf Menschen getötet, als sich im Süden des Landes Milizen der Al-Shabab und einer gemäßigteren Gruppe, welche die Regierung unterstützt, etwa 250 Kilometer von Mogadischu entfernt schwere Gefechte lieferten.

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