Freitag, 26. Februar 2010

Gebietsreform soll Kaukasus befrieden


In einem aktuellen Artikel für "der Freitag" beschreibt Bahodir Sidikov detailliert den russischen Versuch mit Hilfe einer Gebietsreform im Nordkaukausus für Frieden und Stabilität zu sorgen:
Wie alle seine Vorgänger muss sich auch Dmitri Medwedjew mit einem wenig geschätzten Erbe aus der Ära des Zarentums beschäftigen. Bereits zu Zeiten des monarchischen Reiches galt der Nordkaukasus stets als „politisch illoyal“ und ein kaum je einzuhegender, geschweige denn zu befriedender Hort der Unruhe. Nun also lässt der russische Präsident die mehrheitlich muslimischen, autonomen Republiken Dagestan, Kabardino-Balkarien, Karatschajewo-Tscherkessien, Inguschetien und Tschetschenien, außerdem das christlich geprägte Nordossetien und das Gebiet Stawropol aus dem „Südlichen Föderalen Bezirk“ ausgliedern und in einem neu geschaffenen „Nordkaukasischen Föderalen Bezirk“ vereinen.

Dmitri Medwedjew fehlt es zuweilen an letzter reformerischer Passion, so verheißt denn auch sein nordkaukasischer Bund keinen Durchbruch, sondern verspricht lediglich etwas mehr Regierbarkeit für eine mit viel zentrifugaler Wucht aufgeladene Region. Im Nordkaukasus pflegen Bürgerkriege über Nacht aufzuflammen, eine überdurchschnittlich hohe Erwerbslosigkeit sowie bittere Armut bilden den Humus für extremistische Bewegungen aller Art. Ob damit das Ziel dieser Gebietsreform hinreichend beschrieben ist, darf bezweifelt werden. Seit langem sind nicht nur aus den Moskauer Oppositionsparteien Stimmen zu hören, die den Nordkaukasus als für Russland „endgültig verloren“ und zu einem früher oder später verzichtbaren „Ballast“ erklären. Genau genommen hat der präsidiale Ratschluss den Nordkaukasus verwaltungspolitisch als „Ballast“ stigmatisiert und von russischem Kernland geschieden
Hier der gesamte Artikel vom 19.02. Sidikov bezweifelt dann auch die Wirksamkeit des Projekts. Fehlende wirtschaftliche und politische Perspektiven geben den militanten Kämpfern und ihrer Ideologie Auftrieb. Folgende interessante Reportage vom 22.02.2010 gestattet einen Blick auf den Konflikt in Tschetschenien und den Alltag, der gezeichnet ist von dem jahrelangen Krieg:

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