Donnerstag, 12. November 2009

Spielball des Elends: der vergessene Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik


Es ist schon grotesk (und kaum in Worten zu beschreiben und eigentlich ist der Versuch schon lächerlich), wie sich in dem kleinen Land, das nach seiner Lage in Afrika benannt ist, das Leid akkumuliert. Die Zentralafrikanische Republik mit seinen etwa vier Millionen Einwohnern belegt in den einschlägigen Statistiken zur Messung der "Lebensqualität" immer einen der letzten Plätze. Im HDI-Index z.B. den 179. von 182 Plätzen.

Es grenzt an den Tschad, den Sudan und die DR Kongo, alles Schauplätze blutiger Konflikte. Nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg und Episoden grausamer Gewaltherrschaft erhofften sich die Bewohner und die internationale Gemeinschaft von dem offiziellen Friedensschluss eine neue Zeitrechnung in dem kleinen Land. Doch werden die äußeren Konflikte unmittelbar in die Republik verlagert. Geht die kongolesische Armee massiv gegen die ugandische "Lord's Resistance Army" (LRA) vor, so weicht diese einfach in die ZAR aus.

In einer heutigen Meldung der UN hieß es laut Reuters, dass aufgrund von Militäraktionen nur noch etwa 100 LRA-Kämpfer im Nordosten der DR Kongo operierten, der Rest sei in die Zentralafrikanische Republik vertrieben worden, darunter auch der Anführer Joseph Kony, der wegen Kriegsverbrechen international mit einem Haftbefehl des ICC gesucht wird. Die multinationale Militäroperation mit der ugandischen Armee und der MONUC-Mission im Kongo provozierte Vergeltungsaktionen der LRA in der DR Kongo mit mehr als tausend Toten seit Dezember 2008.

Mit Stöcken und Äxten vergewaltigten und töteten die LRA-Kämpfer (Quelle: HRW)

Doch nicht nur aus der DR Kongo droht den Menschen Gefahr. Auch in der ZAR selbst kämpfen nun Truppen gegen die LRA und die Zivilbevölkerung gerät immer wieder ins Kreuzfeuer:


Das ist aber nicht der einzige Konfliktherd. Auch aus dem angrenzenden Sudan, genauer Darfur, wird Gewalt in das Land hineingetragen.




Dies führt dazu, dass nicht nur die Sicherheit der Bevölkerung, sondern auch ihre Versorgung katastrophal ist. So berichtet das "International Rescue Committe":
“Mortality among the population is very high, in rural areas, there are no ambulances or public transport. People who are sick walk long distances to get care because the vast majority of the population lives more than 10 kilometers (6 miles) from a health center. And even if they reach a health center it is unlikely they will see a doctor— there is only one for every 15,000 people.


Zudem fliehen Menschen aus der DR Kongo in die Zentralafrikanische Republik, wo sie weder richtig versorgt werden können, noch ihre Sicherheit gewährleistet werden kann. So waren es Ende Oktober innerhalb von ein paar Tagen 4.500 Menschen, die Zuflucht in den Grenzregionen suchten. Gleichzeitig fliehen Menschen aus der ZAR nach Kamerun, wo sie ebenso wenig versorgt werden können und die Spirale aus Vertreibung, Hunger und Gewalt hört nicht auf sich zu drehen.

Außerdem gab es im vergangenen Jahr auch immer wieder Kämpfe zwischen der "Popular Army for the Restoration of the Republic and Democracy" (APRD), der "Union of Democratic Forces for Unity (UFDR), der Gruppe "Forces for the Unification of the Central African Republic" (FIRCA) und der "Democratic Front of the Central African People (FDPC), die alle um die Macht in dem kleinen Land kämpften und sich noch nicht ganz dem Frieden verschrieben haben. Doch scheint diesem Konflikt die geringste Intensität und das kleinste Eskalationspotential innezuwohnen.

Zur allgemeinen Lage noch zwei weitere Videos:






Die Wirtschaftskrise hat außerdem dazu beigetragen, dass dieser Konflikt nicht nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, sondern auch die Spendengelder extrem gesunken sind... 

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