Mittwoch, 4. November 2009

Konflikt im Jemen hat bereits alle Grenzen überschritten


Die Grenzüberschreitung lag bisher in der menschenverachtenden Kriegsführung auf beiden Seiten, jetzt manifestiert sie sich auch ganz konkret in einem territorialen Sinne.

Vor wenigen Stunden verbreitete die Nachrichtenagentur AFP die Nachricht, dass nahe der saudi-arabisch - jemenitischen Grenze ein saudischer Soldat getötet und elf verletzt wurden. Mutmaßlich sind Houthi-Rebellen für den Angriff verantwortlich, die schon vor Wochen verlautbaren ließen, dass Saudi-Arabien die Regierung des Jemen militärisch unterstützt und hat deswegen auch den großen Nachbarn im Norden zum Feind erklärt.

Der Ort des Angriffes liegt nahe einer Militärbasis, die angeblich von Soldaten der jemenitischen Armee "erobert" wurde (mit Zustimmung Saudi-Arabiens), um so die Rebellen von beiden Seiten zu bekämpfen.

Auf der anderen Seite beschuldigt die Regierung den Iran den militanten Kämpfern Waffen zur Verfügung zu stellen. Eindeutige Beweise dafür gibt es kaum, folgendes Foto und auch dieses Video zeigen, dass die Rebellen vor allem von jemenitischen Armeebeständen profitieren (wer beliefert u.a. den Jemen mit Rüstungsgütern? Ach, ja: Deutschland).




Auch Journalisten sehen eher andere Gründe für den militärischen Erfolg, als eine mögliche Stützung der schiitischen Rebellen durch den Iran:
In der Region arbeitende Journalisten halten es zwar für möglich, dass aus Iran Waffen geliefert werden, doch liege die Stärke der Rebellen vielmehr darin, dass sie in der Gebirgsregion ortskundig und damit den jemenitischen Truppen überlegen sind.
Über den tatsächlichen Kriegsverlauf  gibt es kaum Informationen, die großen, regierungsnahen Medien (andere gibt es nicht) im Jemen selbst, stellen alles natürlich einseitig dar und feiern militärische Erfolge:
The army destroyed Tuesday with artillery and tanks a number of houses in the old city of Sa'adah where al-Houthi rebels were positioning, military sources participating in the attack said. Before the attack, the army was calling through loudspeakers to the rebels inside the houses to surrender themselves giving them an ultimatum until mid night Monday.

Die Armee soll dabei allein seit Montag mehr als 100 Kämpfer getötet haben. Auch Zivilisten sterben unbemerkt und zu Dutzenden. Ende vergangener Woche gerieten Flüchtlinge in einem Lager zwischen die Fronten. Dabei wurden zahllose Menschen getötet und verletzt, wie das UNHCR mitteilte.
 
Wer bisher noch Beweise wollte, dass es sich nicht bloß um einen kleinen separatistischen Konflikt handelt, sondern um eine Auseinandersetzung, die das Potential hat, sich auch überregional auszubreiten, sollte nun zufrieden sein. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass der Krieg Instrumentalisiert wird, wieder ein Kampf gegen den Terror ausgerufen wird und religiöse Gründe in den Vordergrund gestellt werden, obwohl der Konflikt historische Wurzeln hat, die dieser Interpretation einfach widersprechen. Zwar fordern die Rebellen u.a. auch mehr religiöse Eigenständigkeit, aber auch sozio-ökonomische und politische Fragen spielen eine zentrale Rolle.

Kleiner roter Kreis markiert das Gebiet des aktuellen Grenzvorfalls:


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