Wo anfangen?
Beim angeblichen Frieden 2003? Bei den von der Bundeswehr "geschützten"Wahlen 2006? Den neuerlichen Kämpfen seit 2008 in Kivu und anderen Teilen des Landes? Der Vertreibung von geflüchteten Kongolesen aus Angola? Oder 26 getöteten Zivilisten letzte Woche, als Rebellen von der Zentralafrikanischen Republik in Richtung sudanesische Grenze zogen?
Das ist der aktuelle Zustand im Osten des Landes:
Das ist der aktuelle Zustand im Osten des Landes:
"Lokalen Beobachtern zufolge ziehen sich die FDLR-Einheiten bei Angriffen nur kurz zurück und sickern schnell wieder in die vorher von ihnen kontrollierten Gebiete ein. Allen Siegesmeldungen zum Trotz steigt in Süd-Kivu die Zahl der Kriegsvertriebenen immer weiter. Laut UNO erhöhte sie sich im Laufe des Juli um 66.640 auf 603.520 - ein Rekord. Im August stieg sie weiter. Vielfach wird berichtet, dass FDLR-Kämpfer Dörfer in Gebieten anzünden, aus denen sie offiziell verjagt sind. Und wenn Kongos Armee tatsächlich die Kontrolle übernimmt, ist das für die Menschen nicht besser. Die Soldaten zwingen die Bevölkerung zu Trägerdiensten, erpressen Geld an illegalen Straßensperren und meutern gegen ausbleibende Bezahlung. Auch brutale Vergewaltigungen gehen auf ihr Konto."
taz 02.09.09, Dominic Johnson
Das ist also die Lage in der Provinz Süd-Kivu, doch auch in anderen Teilen des Landes mit seinen etwa 67 Millionen Einwohnern gibt es Kämpfe um Rohstoffe, keine Zukunft und die Aussicht auf große Armut für die hunderttausende Flüchtlinge. Vergewaltigungen sind ein normaler Teil des Krieges und zur Waffe geworden. Sogar zweijährige Kinder wurden Opfer von Vergewaltigungen!
Andere, noch aktuellere Berichte gehen von weit mehr Flüchtlingen aus. Ein Zusammenschluss von 84 Hilfsorganisationen forderte die kongolesische Regierung auf, bei ihrer Offensive den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Eine Vertreterin von Oxfam nannte das Vorgehen "desaströs". Vor allem, da UN-Truppen direkt an den Kämpfen beteiligt sind. Denn, so heißt es:
"Since the start of military operations against the FDLR militia in January 2009, more than 1,000 civilians have been killed, 7,000 women and girls have been raped, and more than 6,000 homes have been burned down in the eastern provinces of North and South Kivu. Nearly 900,000 people have been forced to flee their homes and live in desperate conditions with host families, in forest areas, or in squalid displacement camps with limited access to food and medicine."
In einem UN-Bericht heißt es, dass 2,2 Millionen Menschen, davon 1,7 Millionen in Nord- und Süd-Kivu, im Kongo vertrieben wurden.
Die beteiligten Rebellen-Gruppen sind so zahlreich, dass es schwer fällt den Überblick zu behalten:
Die Gruppe "Congrès national pour la défense du peuple" (CNDP), scheint sich wirklich in die reguläre Armee der DR Kongo integrieren zu wollen, wie es im März festgeschrieben wurde.
Gegen die "Forces démocratiques de libération du Rwanda" (FDLR) - die sich aus Hutu-Rebellen rekrutiert, die auch am Völkermord 1994 in Ruanda beteiligt waren - wird vor allem in Süd-Kivu gekämpft. Die Rebellen dringen in Dörfer ein, vertreiben die Bevölkerung, oder zwingen sie, ihnen beim illegalen Abbau von Rohstoffen zu helfen.
Die ugandische "Lord's Resistance Army" (LRA) greift weiterhin zivile und militärische Ziele in Kivu und zwischen den Grenzen der Zentralafrikanischen Republik (in die sie 2008 flüchtete) und dem Sudan an und tötete vergangene Woche dabei 26 Menschen.
Die Rebellen der "Forces de résistance patriotique en Ituri" (FRPI) und der "Front populaire pour la justice au Congo" (FPJC) jagen weiterhin Zivilisten in der Provinz Irumu.
Dazu kommen zahlreiche kleinere Gruppierungen und Warlords, die auf eigene Faust von dem unglaublichen Rohstoffreichtum des Landes, das etwa siebenmal so groß wie Deutschland ist, profitieren wollen. Zu den Hintergründen und Anfängen der Kriege im Kongo hier ein Video:
Gegen die "Forces démocratiques de libération du Rwanda" (FDLR) - die sich aus Hutu-Rebellen rekrutiert, die auch am Völkermord 1994 in Ruanda beteiligt waren - wird vor allem in Süd-Kivu gekämpft. Die Rebellen dringen in Dörfer ein, vertreiben die Bevölkerung, oder zwingen sie, ihnen beim illegalen Abbau von Rohstoffen zu helfen.
Die ugandische "Lord's Resistance Army" (LRA) greift weiterhin zivile und militärische Ziele in Kivu und zwischen den Grenzen der Zentralafrikanischen Republik (in die sie 2008 flüchtete) und dem Sudan an und tötete vergangene Woche dabei 26 Menschen.
Die Rebellen der "Forces de résistance patriotique en Ituri" (FRPI) und der "Front populaire pour la justice au Congo" (FPJC) jagen weiterhin Zivilisten in der Provinz Irumu.
Dazu kommen zahlreiche kleinere Gruppierungen und Warlords, die auf eigene Faust von dem unglaublichen Rohstoffreichtum des Landes, das etwa siebenmal so groß wie Deutschland ist, profitieren wollen. Zu den Hintergründen und Anfängen der Kriege im Kongo hier ein Video:
Viele Kongolesen sind in Nachbarländer geflüchtet, wo sie weder willkommen, noch sicher sind. In Burundi beispielsweise müssen tausende von Menschen ausharren, da die UN davor warnt, in ihre Heimat zurückzukehren. Vergangene Woche wurden mehr als 5.000 Flüchtlinge gewaltsam aus Angola vertrieben. Mehrere Menschen sollen dabei durch Macheten und mit Schusswaffen getötet worden sein, offizielle Zahlen gibt es aber keine. Daraufhin wurden Menschen aus Angola, die vor dem dortigen Bürgerkrieg flüchteten, angegriffen und sollen in ihr Heimatland zurückkehren, ohne Rücksicht auf eventuelle Gefahren. Mehr als 18.000 Kongolesen sollen seit Juli deportiert worden sein. In ihrer Heimat erwarten sie zerstörte Dörfer und marodierende Rebellengruppen, sowie die ohne Rücksicht auf zivile Verluste kämpfende kongolesische Armee. Etwa 17.000 UN-Soldaten (vor allem aus Pakistan, Bangladesch und Indien) sind nicht in der Lage die Situation wirklich zu verbessern.
Aber es ist ja soweit weg und ein paar Bundeswehrsoldaten haben doch auch schon "geholfen"... Stimmt nur fast:
Doch auch wo scheinbar Frieden eingekehrt ist, gibt es eine ständige Gefahr: Minen und eine bis an die Zähne bewaffnete Zivilbevölkerung. Die Entmilitarisierung wird also selbst bei einer wirklichen Befriedung eine der größten Herausforderungen werden, wie dieser Trailer eine neues Dokumentarfilmes zeigt:
"Offiziere der militärischen Führung bestätigen: Alle wichtigen Entscheidungen - ob die FDLR sich zum Angriff wappnet oder zurückzieht, welche Allianzen sie mit kongolesischen Truppen eingeht - werden in Deutschland getroffen."Der Führer der FDLR lebt in Mannheim. Ein paarmal wurde er festgenommen, bekam das Asyl aberkannt, doch letztendlich kann er sich freibewegen, wird von der UN als Kommandeur angesehen und gibt einer Truppe Befehle, die sich nach dem Genozid in Ruanda, an dem viele direkt beteiligt waren, im Osten der DR Kongo neu formierten. Aktuell werden gerade neue Kämpfer in Burundi angeworben.
Doch auch wo scheinbar Frieden eingekehrt ist, gibt es eine ständige Gefahr: Minen und eine bis an die Zähne bewaffnete Zivilbevölkerung. Die Entmilitarisierung wird also selbst bei einer wirklichen Befriedung eine der größten Herausforderungen werden, wie dieser Trailer eine neues Dokumentarfilmes zeigt:
Doch auch das wird wohl fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, obwohl alleine im Ost-Kongo auf einer Fläche Krieg geführt wird, die in etwa der Größe Frankreichs entspricht...
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