Blickten im Jahr 2006 noch etwa 30 Prozent der Menschen in Deutschland negativ in ihre Zukunft, waren es 2017 nur noch etwa knapp 20 Prozent. Fast drei Viertel der Befragten gaben an optimistisch nach vorne zu schauen. Wie geht das zusammen mit der "allgemeinen" Wahrnehmung, dass Konflikte weit weg aber auch vor der eigenen Haustür das Geschehen bestimmen, Populisten an die Macht drängen und Roboter uns die Arbeit wegnehmen werden? Nun muss man den persönlichen Lebensbereich immer von der Wahrnehmung der Welt trennen. So wird zum Beispiel die Zukunft der EU von fast drei Viertel der Befragten negativ gesehen.
Zudem sind solche Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Sie geben aber einen Hinweis darauf, dass wenige laute Akteure den Diskurs bestimmen oder zumindest stark mitbestimmen. Ein Beispiel sind KommentatorInnen von Onlineforen: Lediglich fünf Prozent der Accounts waren im Januar für 50 Prozent der Likes bei Hass-Kommentaren verantwortlich.
Doch auch die Medien selbst machen fröhlich beim dystopischen Agenda-Setting mit, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Ein willkürliches Beispiel aus der tagesschau-App (Freitag, 18. Mai 2018 abends) zeigt, wie sowohl überzeugte #dankemerkel-HaterInnen sich bestätigt fühlen dürfen, aber auch eher unbedarfte NachrichtenkonsumentInnen den Eindruck gewinnen, dass man selbst und die Welt einer düsteren Zukunft entgegenblicken. Indem nämlich ein (kompliziertes) Thema eine solche Diskurshoheit gewinnt, dass andere Nachrichten hinten runter fallen, oder - und das ist wohl die eigentliche Problematik - entsprechend mit eingeordnet werden:
Mit der Klage ist der AfD Aufmerksamkeit garantiert. Standardmäßig muss mittlerweile erklärt werden, welchen Gehalt das Ganze hat. Das ist zwar notwendig und wichtig, rein quantitativ verstärkt es aber die Bedeutung. Es folgen in dieser Reihenfolge:
Die Flüchtlingspolitik wird beim Durchswipen (ungewollt) verknüpft mit der mutmaßlichen Bedrohung durch islamistische Gewalttäter und mit der BAMF-Meldung wird nochmal daran erinnert, dass sich einige Menschen womöglich nicht legal hier aufhalten. Man gewinnt den Eindruck, dass kein Thema wichtiger und drängender ist als die Frage der Einwanderungspolitik, wenn es die Hälfte des vorhandenen Raums einnimmt.
Und damit ist die Aufmerksamkeit für die "harten" Nachrichten auch vorbei. Vielleicht noch etwas zum Porsche-Rückruf oder der Krankenhausentlassung von Skripal, aber dann doch lieber der Schwenk zur royalen Hochzeit. Und am Ende zeigen nur die regionalen Nachrichten, was eine große Zahl von Menschen eigentlich beschäftigt und welche Sorgen wirklich deren Alltag bestimmen:
Solche Abfolgen von Nachrichten können negative Einstellungen der RezipientInnen verstärken und einen verzerrten Eindruck der Realität erzeugen. Denn die Sensibilität der Menschen sollte man dabei nicht unterschätzen. Fast 30 Prozent der Befragten gaben in einer Studie an, dass sie Nachrichten meiden, unter anderem weil sie eine negative Stimmung erzeugen.
Dieses Dilemma der Medien lässt sich nicht auflösen. Doch in einer Art Schweigespirale vor allem den Nachrichten Raum einzuräumen, die nach Auffassung einer Minderheit die größte Relevanz besitzen, verstärken Ressentiments und erschweren einen inhaltlichen Diskurs. Mehr Beiträge über den Konflikt im Jemen, die Bilanz zehn Jahre nach der Wirtschafts- und Finanzkrise oder die Perversionen des Immobilienmarktes hellen zwar nicht die Stimmung auf, rücken aber so manches gerade. Und ermöglichen es unter Umständen Themen in den politischen Diskurs einzuspeisen, die aktuell wegen der überschätzten Bedeutung anderer Politikfelder völlig unter den Tisch fallen.
Zudem sind solche Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Sie geben aber einen Hinweis darauf, dass wenige laute Akteure den Diskurs bestimmen oder zumindest stark mitbestimmen. Ein Beispiel sind KommentatorInnen von Onlineforen: Lediglich fünf Prozent der Accounts waren im Januar für 50 Prozent der Likes bei Hass-Kommentaren verantwortlich.
Doch auch die Medien selbst machen fröhlich beim dystopischen Agenda-Setting mit, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Ein willkürliches Beispiel aus der tagesschau-App (Freitag, 18. Mai 2018 abends) zeigt, wie sowohl überzeugte #dankemerkel-HaterInnen sich bestätigt fühlen dürfen, aber auch eher unbedarfte NachrichtenkonsumentInnen den Eindruck gewinnen, dass man selbst und die Welt einer düsteren Zukunft entgegenblicken. Indem nämlich ein (kompliziertes) Thema eine solche Diskurshoheit gewinnt, dass andere Nachrichten hinten runter fallen, oder - und das ist wohl die eigentliche Problematik - entsprechend mit eingeordnet werden:
Mit der Klage ist der AfD Aufmerksamkeit garantiert. Standardmäßig muss mittlerweile erklärt werden, welchen Gehalt das Ganze hat. Das ist zwar notwendig und wichtig, rein quantitativ verstärkt es aber die Bedeutung. Es folgen in dieser Reihenfolge:
Die Flüchtlingspolitik wird beim Durchswipen (ungewollt) verknüpft mit der mutmaßlichen Bedrohung durch islamistische Gewalttäter und mit der BAMF-Meldung wird nochmal daran erinnert, dass sich einige Menschen womöglich nicht legal hier aufhalten. Man gewinnt den Eindruck, dass kein Thema wichtiger und drängender ist als die Frage der Einwanderungspolitik, wenn es die Hälfte des vorhandenen Raums einnimmt.
Und damit ist die Aufmerksamkeit für die "harten" Nachrichten auch vorbei. Vielleicht noch etwas zum Porsche-Rückruf oder der Krankenhausentlassung von Skripal, aber dann doch lieber der Schwenk zur royalen Hochzeit. Und am Ende zeigen nur die regionalen Nachrichten, was eine große Zahl von Menschen eigentlich beschäftigt und welche Sorgen wirklich deren Alltag bestimmen:
Solche Abfolgen von Nachrichten können negative Einstellungen der RezipientInnen verstärken und einen verzerrten Eindruck der Realität erzeugen. Denn die Sensibilität der Menschen sollte man dabei nicht unterschätzen. Fast 30 Prozent der Befragten gaben in einer Studie an, dass sie Nachrichten meiden, unter anderem weil sie eine negative Stimmung erzeugen.
Dieses Dilemma der Medien lässt sich nicht auflösen. Doch in einer Art Schweigespirale vor allem den Nachrichten Raum einzuräumen, die nach Auffassung einer Minderheit die größte Relevanz besitzen, verstärken Ressentiments und erschweren einen inhaltlichen Diskurs. Mehr Beiträge über den Konflikt im Jemen, die Bilanz zehn Jahre nach der Wirtschafts- und Finanzkrise oder die Perversionen des Immobilienmarktes hellen zwar nicht die Stimmung auf, rücken aber so manches gerade. Und ermöglichen es unter Umständen Themen in den politischen Diskurs einzuspeisen, die aktuell wegen der überschätzten Bedeutung anderer Politikfelder völlig unter den Tisch fallen.
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