Die Studie Green Innovation Centre in Zambia: Fighting Hunger through Corporate Supply Chains? analysiert den Ansatz und die Auswirkungen des Grünen Innovationszentrums (GI) in Sambia, das die GIZ im Auftrag der Bundesregierung umsetzt. Sie zeigt, dass auch gut gemeinte, über den Ansatz der bloßen Nothilfe oder der klassischen Entwicklungshilfe hinausgehende Ansätze, schnell an Grenzen stoßen. Dies liegt auch daran, dass große Risiken entstehen, wenn sich die Interessen der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit mit denen von Großkonzernen kreuzen.
Das aktuelle Projekt des deutschen Entwicklungsministeriums zielt darauf ab Kleinbauern in Lieferketten zu integrieren und auf diese Weise ihr Einkommen zu steigern. In den Bereichen Soja und Erdnuss arbeitet die GIZ mit den NGOs COMACO und Good Nature Agro zusammen, im Bereich Milch mit der holländischen Organisation SNV. Doch die ZEIT schreibt zur Studie:
"Die Projekte in Sambia erreichen nur einen kleinen Teil der bessergestellten Kleinbauern", sagt Benjamin Luig, Experte für Ernährungssouveränität der Stiftung. Problematisch sei, dass die geförderten Betriebe in nationale, regionale oder globale Lieferketten integriert würden – aber das zu schaffen, dazu sei eine Mehrheit der kleinen Bauern gar nicht in der Lage. Und die Landwirte, denen es gelinge, produzierten am Ende nicht für den lokalen Markt, sondern für Konzerne wie den Baumwoll- und Getreidehändler NWK Agri-Services, den Agrarhandelsriesen Cargill und den italienischen Molkereikonzern Parmalat. Höhere Preise als zuvor aber erzielten die Bauern in vielen Fällen nicht."
Der Staat setzt also bei der Entwicklungshilfe immer mehr auf die Privatwirtschaft bzw. den Umweg über Nichtregierungsorganisationen, die eng mit dieser zusammenarbeiten. Die Gefahr: Statt Armut zu bekämpfen, fördert man Abhängigkeiten von Großkonzernen, wie ein Dokumentarfilm von ARTE zeigt:
Durch den Ausbau von öffentlich-privaten Partnerschaften und industriell angelegte Strategien. Ansätze zur Förderung von lokal bewährten, traditionellen Anbaumethoden und Aspekte wie der Erhalt der Artenvielfalt und der Bodenfruchtbarkeit vor Ort spielen in dem Entwicklungsprogramm, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Zu den bekanntesten afrikanischen Kritikern des bestehenden Systems der staatlichen Entwicklungshilfe gehört die Ökonomin Dambisa Moyo. Sie stammt, wie Bäuerin Annie Mpere, aus Sambia. In ihrem viel beachteten Buch „Dead Aid“ geht die ehemalige Weltbank-Mitarbeiterin so weit, einen sofortigen Stopp der von den Industrieländern im großen Maßstab vergebenen Fördergelder zu empfehlen. Ihrer Analyse zufolge hat sich die soziale und ökologische Lage in den meisten Teilen Afrikas in den vergangenen Jahrzehnten eher verschlimmert als verbessert – trotz der vielen Milliarden, die reiche Länder für den Aufbau des Kontinents bereitstellten.
„Die Vorstellung, Entwicklungshilfe könne systematische Armut mindern und habe dies bereits getan, ist ein Mythos. Millionen Afrikaner sind heute ärmer – nicht trotz, sondern aufgrund der Entwicklungshilfe“, schreibt Moyo. Der „auf Mitleid und Almosen basierende Ansatz“ der westlichen Entwicklungshilfe untergrabe in Wahrheit Handel, Wachstum und Investitionen in Afrika, fördere korrupte Regierungen und verschärfe dadurch noch die Instabilität der Länder. „Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, die Menschen ermutigen, sich selbst zu helfen“, fordert Moyo. Für ihre Landsfrau Annie Mpere bedeutet dies wohl: besser Bäuerin bleiben – ohne Big Business.Auch die aktuelle Studie benennt das grundlegende Problem: "Die Programme agieren in Sektoren, in denen wenige transnationale Konzerne dominieren und auf billige Agrarrohstoffe angewiesen sind." Dies erschwert nachhaltige und auskömmliche Strukturen für die lokalen Produzenten ungemein. Dies ist kein Versagen der Kleinbauern, und eben auch nicht des Entwicklungsministeriums. Aufgrund der Handels- und Wirtschaftsstrukturen ist die "Hilfe zur Selbsthilfe" schlicht stark begrenzt in der Wirkung.
Die komplette Studie gibt es online (English).
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