Samstag, 16. Dezember 2017

Vier Jahre Krieg: Der Südsudan feiert ein trauriges Jubiläum

"Vier Jahre nach dem Beginn des Konflikts im Südsudan verschlimmert sich die Situation im Land weiter und lässt wenig Hoffnung auf Verbesserung." Diese desillusionierten Sätze stammen von Rehana Zawar, der Verantwortliche des Norwegian Refugee Council für den jüngsten Staat der Erde. "Zivilisten, vor allem Frauen und Kinder, sind die Leidtragenden der Gewalt, während der Konflikt in weiten Teilen des Landes weiter eskaliert. Bauern haben Angst ihre Felder zu bestellen, Frauen sind der alltäglichen Gefahr sexueller Gewalt ausgesetzt, wenn sie Wasser oder Feuerholz für das Kochen besorgen. Hunderttausende Kinder haben aufgrund der Unsicherheit und der ökonomischen Schwierigkeiten keine Möglichkeit mehr zur Schule zu gehen", so Zawar weiter.

Die Feierlaune ist den Menschen längst vergangen. Erst im Jahr 2011 feierten die Südsudanesen ihre Unabhängigkeit - die eigentlich einen anhaltenden Konflikt beenden sollte. Stattdessen stürzte das Land danach ins Chaos, das vor allem Zivilisten zu Opfern macht. Credits: Daniel X. O´Neil, via Flickr.

Die harten Zahlen geben Zawar recht. Sieben Millionen Menschen - mehr als die Hälfte der südsudanesischen Bevölkerung sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, mehr als 2,4 Millionen Menschen haben ihre Heimat verlassen und in anderen ostafrikanischen Ländern Zuflucht gefunden. 63 Prozent der Geflüchteten sind Kinder. Fast fünf Millionen Südsudanesen hungern oder sind extremer Nahrungsmittelunsicherheit ausgesetzt. Aktuell sind nach Angaben der Vereinten Nationen 1,25 Millionen Menschen unmittelbar von einer Hungersnot bedroht. Das seien mehr als doppelt so viele wie zur gleichen Zeit im Vorjahr, sagte der UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock dem UN-Sicherheitsrat. 

Der Hunger hat mehrere Ursachen, ein Hauptgrund ist und bleibt aber die anhaltende Gewalt im Land. Man könnte einen beliebigen Zeitraum herausgreifen und würde feststellen, dass nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit gekämpft und getötet wird. So sind vergangene Woche mehr als 170 Menschen innerhalb weniger Tage bei Kämpfen zwischen verfeindeten Stämmen getötet worden. Rund 200 wurden bei dem Konflikt um Viehherden verletzt. Die betroffene Region liegt etwa 250 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Juba. Ressourcenkämpfe gedeihen offensichtlich gut im Mangel und im Machtvakuum.

Wenn die Menschen hungern, werden Vieh und Wasser zu umkämpften Ressourcen. Die Kämpfe fordern regelmäßig dutzende Menschenleben. Die erodierte Staatsmacht ist hilflos, bzw. macht ihre Unterstützung auch abhängig von den Loyalitäten der teilweise in Stämmen organisierten Gruppen. Hier ist eine Viehherde in den Vororten der Hauptstadt des Südsudans, Juba, zu sehen. Credits: antheap, via Flickr.

Mitte dieser Woche verlängerte der Bundestag das Mandat der Bundeswehr zur Beteiligung an der UN-Mission um drei Monate. Angestrebt wird aber auch eine langfristige Verlängerung. Substantiell hat sich durch die Schutztruppe jedoch kaum etwas verändert. Noch immer beherrscht der Konflikt, der im Dezember 2013 ausbrach, die Geschehnisse im Land. Im Kern handelt es sich um einen politischen Konflikt, der entlang ethnischer Zugehörigkeiten ausgetragen wird. Es stehen sich der ehemalige Vizepräsident Riek Machar und der Präsident Salva Kiir Mayardit gegenüber. 

Kiir hält sich weiter im Amt und sorgt dabei für skurrile Schlagzeilen. So soll die Regierung "Millionen von Dollar für Überwachungsdrohnen und -kameras ausgegeben" haben, wie vergangene Woche berichtet wurde. Dies diene der Kriminalitätsbekämpfung: "Kriminelle könnten 'nun nicht mehr ungestraft davon kommen', und 'alle Flugzeuge am Flughafen werden sicher sein', sagte Kiir." Angesichts der hungernden Bevölkerung trägt die Anschaffung despotische Züge.

Der Krieg im Südsudan wird in dieser Form also ins fünfte Jahr gehen. Ob und wie Verbesserungen bei der Versorgung der Bevölkerung oder der Befriedung des Konflikts erzielt werden können, ist völlig offen. Fakt ist auch, dass - ähnlich wie beim Jemen - das Ausmaß des Krieges und der Leiden der Zivilbevölkerung hier kaum wahrgenommen werden, was auch daran liegt, dass die Menschen bei beiden Konflikten Zuflucht in der unmittelbaren Nachbarschaft finden und in ihrer Heimatregion bleiben.

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