Dienstag, 10. Oktober 2017

Neue Bundeswehr-Webserie: Mal(i) sehen

Nach "Die Rekruten" hat in der kommenden Woche die neue Bundeswehr-Webserie "Mali" Premiere. "Bist Du bereit sie zu begleiten?" fragt der nicht sehr inhaltsschwere Trailer, der die "eingeschworene Gemeinschaft" hervorhebt und unterstreicht, dass sich die Soldatinnen und Soldaten gut vorbereitet hätten, "auf alles, was sie da draußen erwartet."



Nun könnte man an dieser Stelle die Frage aufwerfen, ob das auch für den Zustand der Tiger-Hubschrauber gilt. Oder Beispiele heranziehen, wie ähnlich der Mali-Einsatz in mancher Hinsicht dem in Afghanistan ist, wenn es um die Bewegungsfreiheit und die tatsächliche Kontrolle von Gebieten geht. Auch die Tatsache, dass eine perfekte Vorbereitung davon abhängig ist, ob und wie gut die Einsatzziele definiert sind (Spoiler: Der schwierigen Lage vor Ort angemessen schwammig, z.B. "Des Weiteren sollen die Sicherheit, Stabilisierung und der Schutz der Bevölkerung gefördert werden."), lässt einen die Augenbraue heben.

Mit Plakaten wirbt die Bundeswehr für ihre neue Webserie. Hier zum Beispiel im Berliner Hauptbahnhof. Credits: vergessene-kriege.blogspot.com

Und am Ende mag man sich völlig zu Recht darüber streiten, ob es nicht besser wäre, die Arbeit der Bundeswehr in einem nachrichtlichen und informationsdominierten Kontext zu diskutieren, anstatt einen Unterhaltungsfaktor zu kreieren und (sicherheitspolitische) Probleme, Hürden und Herausforderungen eines solchen Einsatzes hinter dramatischer Musik und kameradschaftlicher Wärme zu verbergen. Denn Kameradschaft mag gut und schön sein, doch Mandat, Unterstützung und Ausrüstung sind am Ende des Tages für die Soldatinnen und Soldaten die noch entscheidenderen Faktoren. Außerdem kann man natürlich das finanzielle Argument anführen, schon die Produktion von "Die Rekruten" kostete 1,7 Millionen Euro, die begleitende Kampagne nochmal 6,5 Millionen Euro.

Auch auf Instagram wirbt die Bundeswehr. Zielgruppengerecht mit MessengerBot für Telegram. Quelle: Screenshot Instagram

Gleichzeitig muss man sich jedoch die Frage stellen, ob und wann dieser Einsatz bzw. die Situation Malis schon mal so prominent "beworben" bzw. thematisiert wurde. Wenn groß das Wort "Mali" auf deutschen Bahnhöfen hängt, machen sich vielleicht ein paar Menschen mehr Gedanken darüber, was dort eigentlich los ist. Inwiefern das die Menschen in Deutschland betrifft. Dabei geht es ja nicht nur um die Frage der Terrorismusbekämpfung. Sondern auch um die Erkenntnis, dass die Welt außerhalb Deutschlands oftmals fragil ist, Menschen in dauerhafter Unsicherheit leben und Konflikte ihre Versorgung, ihren Zugang zu Bildung, alle ihre Perspektiven bestimmen. Dies ist auch im Zuge der Debatte um Flucht und Migration wichtig zumindest anzuerkennen.

Man könnte also sagen, dass alles was dabei hilft die Bevölkerung für die Auslandseinsätze der Bundeswehr zu sensibilisieren und eine Debatte über die Mission anzustoßen, wünschenswert ist. Denn gegenwärtig werden diese kaum zur Kenntnis genommen, egal ob Afghanistan, Sudan oder eben Mali.

Zu hoffen bleibt aber, dass eine solche Debatte nicht bei der Machart und den oben aufgeworfenen Fragen der angemessenen Darstellung stehen bleibt, sondern sich mit den Ursachen und Zielen von Auslandseinsätzen beschäftigt. Das hängt aber natürlich auch davon ab, wie viel Kontroverse, Zweifel und Aufrichtigkeit die Macher von "Mali" zulassen.

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