Montag, 20. Juni 2016

Hunderte Tote am Horn von Afrika

Alles hat einen Nachrichtenwert. Terror, EM, Flüchtlinge. Diese drei Themen decken dann schon zwei Drittel einer Nachrichtensendung ab, kommen noch Lottozahlen und Starkregen hinzu wars das.

Vergangene Woche war das besonders anschaulich bzw. extrem, mit der Attacke in Orlando und dem Mord an der britischen Abgeordneten Jo Cox blieb kaum Platz für weitere Berichterstattung.

Das heißt dann schlicht, dass tiefgreifende Entwicklungen oder extreme Vorfälle einfach untergehen. Zum Beispiel dieser:

++Eritrea hat nach eigenen Angaben mehr als 200 äthiopische Soldaten am Sonntag bei Kämpfen an der gemeinsamen Grenze getötet. Mehr als 300 Äthiopier seien zudem verwundet worden++

Noch am Dienstag vergangene Woche warnte die äthiopische Regierung den Präsidenten von Eritrea: "Wir hoffen, er wiederholt nicht den Irrtum, uns in einen offenen Krieg zu verwickeln." Zwei Tage später kam es zu den schweren Gefechten, bei denen auch schwere Artillerie eingesetzt wurde. Die Verluste auf eritreischer Seite sind unbekannt. 

Ende der Neunziger Jahre wurden bereits zehntausende Menschen bei den Auseinandersetzungen getötet. Nun schreiben Nachrichtenagenturen den Standardsatz: "Der Konflikt gilt als eingefroren" bzw. haben ihn nun anpassen müssen: "Er galt zuletzt als eingefroren."

Relevant ist das Ganze auch mal wieder im Rahmen der Thematisierung von Flucht und Migration. Menschen aus Eritrea machen immerhin zwei Prozent aller Asylsuchenden in Deutschland aus.Das sind 5.000 Menschen im Jahr 2016. 
Bei dieser Gruppe gab es schon vor längerer Zeit einige Vorbehalte und Fragen nach den Asylgründen. Die wurden aber medial überzeugend (und zu Recht) beantwortet. Zum Beispiel hier.

Die aktuelle Meldung ist interessant (oder beklemmend), weil die meisten Geflüchteten angeben, dass sie vor allem wegen des Zwangs zum Militärdienst das Land verlassen haben. Sie fürchten also schlicht in einem militärischen Konflikt getötet zu werden. Diese Angst wurde hier deutlich und grausam illustriert.

Relevant ist das Ganze zusätzlich, weil es Berichte darüber gibt, dass die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit zusammen mit dem Sudan und Eritrea ein Grenzschutzprojekt koordinieren soll:

Des weiteren geht es auch wieder um die Frage der Fluchtrouten, denn hier hat die Region am Horn von Afrika ebenfalls eine Bedeutung. In einer solchen Region gibt es keine sicheren Transitwege.Dabei flüchten Hunderttausende aus dem Jemen und Somalia in das Gebiet.

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