Tagesschau.de geht der Frage nach, wie die Menschen in Köln ein paar Monate nach Silvester mit den Vorfällen umgehen. Die Silvesternacht wird dabei weiter als Zäsur dargestellt, eine Nacht, "die Spuren hinterlassen hat." Spuren, die "nordafrikanische Banden", "Flüchtlingshorden" oder ähnliches hinterlassen haben.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass zwar der Ermittlungsstand erwähnt wird, daraus für die Bewertung aber keine Konsequenzen gezogen werden. Denn es steht eben nicht fest, was geschah, es ist nicht einmal sicher, dass das Ausmaß von kriminellen Handlungen das Maß einer normalen Silvesternacht überschritt (Anzeigen ja - nachgewiesene Straftaten, wer weiß).
Dennoch findet sich dann auch bei dem objektiv angelegten Tagesschau-Artikel ein solches Zitat: "Mit Blick auf den Dom erinnert sich auch der Geschäftsführer von KölnTourismus, Josef Sommer, an den Schock nach der Silvesternacht: "Das Vertrauen in die Stadt Köln wurde an diesem Tag erschüttert." Für ihn die größte Krise seit 9/11."
Klar, Hr. Sommer von KölnTourismus meint damit das Ausmaß der Anrufe, die interne Aufregung. Aber dennoch hinterlässt das Ganze einen faden Beigeschmack, wenn Diebstähle und sexuelle Übergriffe, die nicht relativiert werden sollten, in den Kontext von der Tötung von etwa 3.000 Menschen und einem folgenden Feldzug gegen den Terrorismus, der Hunderttausende Menschen das Leben kostete, gestellt werden.
Hr. Sommer kann dafür nichts. Medien schon. Die Rhetorik der Zäsur suggeriert einen Bruch, der sich aber nirgends messen lässt: "Mittlerweile seien die Anfragen selten geworden und auf die Übernachtungszahlen habe es sich zum Glück kaum ausgewirkt, so Sommer. Im Januar seien sie im Vergleich zum Vorjahr nur um 0,7 Prozent gesunken. "Bei den Stadtführungen hatten wir im ersten Quartal einen Rückgang um fünf Prozent."" War vielleicht auch nicht das beste Wetter? Oder Nürnberg und Lübeck machen in Sachen Stadtmarketing Konkurrenz?
Nun kann man sagen, dass es eben unsichtbare Spuren gibt, z.B. die Folgen für die Opfer. Dies gilt es zu respektieren, dann muss man aber auch so ehrlich sein, einen gesamtgesellschaftlich relevanten Kontext der Taten zu verneinen. Symptom des nicht einfach zu lösenden Phänomens mangelnder Integration und des schwierigen Umgangs mit Zuwanderung - ja. Lokales Sicherheitsproblem und Handlungsdruck für lokale Sicherheitsbehörden - mag sein. Aber Ausdruck einer fehlgeschlagenen Flüchtlingspolitik und Beweis für einen falschen Kurs in Fragen von Migration und Asyl - mitnichten.
Der Artikel versucht zwischen beiden Polen zu lavieren, doch das muss misslingen. Die unsäglichen Kommentare sind natürlich mittlerweile Standard, darüber braucht man sich gar nicht mehr zu empören. Artikel wie diese tragen dazu bei, dass sich abgesehen vom realen Ereignis und den Folgen, die Vorfälle instrumentalisieren lassen und unbedarfte Leser die Zeilen zum Anlass nehmen bei der nächsten Diskussion zu argumentieren:
"Natürlich müssen wir den Menschen helfen. Aber denk doch nur mal an die Silvesternacht von Köln. Wie die nordafrikanischen Banden, die unser Asylsystem missbrauchen hunderte Frauen, unsere Frauen, angegriffen und vergewaltigt haben. Köln hat gezeigt, dass der bisherige Kurs falsch war. Ich bin ja auch für Humanität, aber nicht wenn wir Angst in unserem eigenen Land haben müssen. Usw."
Ein schmaler Grat also zwischen dem berechtigten und notwendigen Nachspüren von Wahrnehmungen und Einstellungen der Menschen und dem Verstärken von wahrgenommenen Ängsten und Vorurteilen, die zu einem großen Teil auf die teils hysterische Berichterstattung zurückzuführen sind.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass zwar der Ermittlungsstand erwähnt wird, daraus für die Bewertung aber keine Konsequenzen gezogen werden. Denn es steht eben nicht fest, was geschah, es ist nicht einmal sicher, dass das Ausmaß von kriminellen Handlungen das Maß einer normalen Silvesternacht überschritt (Anzeigen ja - nachgewiesene Straftaten, wer weiß).
Dennoch findet sich dann auch bei dem objektiv angelegten Tagesschau-Artikel ein solches Zitat: "Mit Blick auf den Dom erinnert sich auch der Geschäftsführer von KölnTourismus, Josef Sommer, an den Schock nach der Silvesternacht: "Das Vertrauen in die Stadt Köln wurde an diesem Tag erschüttert." Für ihn die größte Krise seit 9/11."
Klar, Hr. Sommer von KölnTourismus meint damit das Ausmaß der Anrufe, die interne Aufregung. Aber dennoch hinterlässt das Ganze einen faden Beigeschmack, wenn Diebstähle und sexuelle Übergriffe, die nicht relativiert werden sollten, in den Kontext von der Tötung von etwa 3.000 Menschen und einem folgenden Feldzug gegen den Terrorismus, der Hunderttausende Menschen das Leben kostete, gestellt werden.
Hr. Sommer kann dafür nichts. Medien schon. Die Rhetorik der Zäsur suggeriert einen Bruch, der sich aber nirgends messen lässt: "Mittlerweile seien die Anfragen selten geworden und auf die Übernachtungszahlen habe es sich zum Glück kaum ausgewirkt, so Sommer. Im Januar seien sie im Vergleich zum Vorjahr nur um 0,7 Prozent gesunken. "Bei den Stadtführungen hatten wir im ersten Quartal einen Rückgang um fünf Prozent."" War vielleicht auch nicht das beste Wetter? Oder Nürnberg und Lübeck machen in Sachen Stadtmarketing Konkurrenz?
Nun kann man sagen, dass es eben unsichtbare Spuren gibt, z.B. die Folgen für die Opfer. Dies gilt es zu respektieren, dann muss man aber auch so ehrlich sein, einen gesamtgesellschaftlich relevanten Kontext der Taten zu verneinen. Symptom des nicht einfach zu lösenden Phänomens mangelnder Integration und des schwierigen Umgangs mit Zuwanderung - ja. Lokales Sicherheitsproblem und Handlungsdruck für lokale Sicherheitsbehörden - mag sein. Aber Ausdruck einer fehlgeschlagenen Flüchtlingspolitik und Beweis für einen falschen Kurs in Fragen von Migration und Asyl - mitnichten.
Der Artikel versucht zwischen beiden Polen zu lavieren, doch das muss misslingen. Die unsäglichen Kommentare sind natürlich mittlerweile Standard, darüber braucht man sich gar nicht mehr zu empören. Artikel wie diese tragen dazu bei, dass sich abgesehen vom realen Ereignis und den Folgen, die Vorfälle instrumentalisieren lassen und unbedarfte Leser die Zeilen zum Anlass nehmen bei der nächsten Diskussion zu argumentieren:
"Natürlich müssen wir den Menschen helfen. Aber denk doch nur mal an die Silvesternacht von Köln. Wie die nordafrikanischen Banden, die unser Asylsystem missbrauchen hunderte Frauen, unsere Frauen, angegriffen und vergewaltigt haben. Köln hat gezeigt, dass der bisherige Kurs falsch war. Ich bin ja auch für Humanität, aber nicht wenn wir Angst in unserem eigenen Land haben müssen. Usw."
Ein schmaler Grat also zwischen dem berechtigten und notwendigen Nachspüren von Wahrnehmungen und Einstellungen der Menschen und dem Verstärken von wahrgenommenen Ängsten und Vorurteilen, die zu einem großen Teil auf die teils hysterische Berichterstattung zurückzuführen sind.
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