Montag, 22. Februar 2016

In eigener Sache

Die Veröffentlichung von politischen Äußerungen ist ja zur Zeit in Mode. Man könnte das positiv sehen, schließlich spricht das doch für eine lebendige Gesellschaft. Aber zumeist sind es ja doch nur die Beiträge "besorgter Bürger" oder die Erwiderungen von Menschen, die sich bemüßigt fühlen offensichtlich menschenfeindliche und kriminelle Vorgänge auf eine Art und Weise zu verurteilen, die oftmals deutlich macht, dass sie bisher nicht allzuviele Gedanken an andere Menschen oder globale Zusammenhänge verschwendet haben. Da hier aber doch vermehrt "komische" Äußerungen und Beifall aus dunklen Ecken zu vernehmen sind, eine Klarstellung in eigener Sache:    

Immer öfter nehmen Personen die Beiträge hier und auf Facebook/Twitter zum Anlass um gegen DIE Medien, DIE Politik oder bestimmte Gruppen zu argumentieren und zu hetzen. Beiträge über geopolitische und -strategische (Fehl-)Entwicklungen werden zum Anlass genommen, anti-amerikanische, anti-russische, anti-europäische oder sonstige Vorurteile zu schüren. Die Bandbreite der Instrumentalisierung ist dabei atemberaubend. Auch finden sich NutzerInnen in den Kommentaren und beim Teilen wieder, die offensichtlich rassistisches oder extremistisches Gedankengut unterstützen und Berichte über außenpolitisches Versagen, Waffenlieferungen, diplomatische Verwicklungen oder Geheimdienstaktivitäten als Beweis dafür nehmen, dass "Die da Oben" grundsätzlich gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung handeln und dies dann aktuell vermehrt in den Kontext der Debatte zur Flüchtlingspolitik stellen.

Folgendes muss deshalb klargestellt werden: Alle, wirklich alle Berichte und Links hier basieren auf seriösen und überprüfbaren Quellen. Es sind Meinungsbeiträge darunter, die jedoch niemals die Unverletzlichkeit des Individuums in Frage stellen oder billige Ressentiments schüren. Zum großen Teil sind es ohnehin Beiträge der sog. Mainstream-Medien, die nur den meisten Menschen ansonsten völlig egal sind, im alltäglichen Nachrichtenfluss untergehen und hier eben in einem Art medialen Sammelbecken aufgefangen werden. Sie sind nicht dazu geeignet irgendwelche kruden Thesen zu bestätigen, die oftmals die Achtung vor anderen Menschen, unabhängig von ihrem staatlichen, kulturellen, religiösen, oder sexuellen Hintergrund vermissen lassen. Wer nicht begreift, dass die hier geäußerte Kritik oder die Thematisierung von politischen Missständen gerade darauf abzielen, die Bedeutung der Menschenwürde, die Notwendigkeit globaler Gerechtigkeit und transparenter parlamentarischer politischer Prozesse zu verdeutlichen, der ist hier schlicht falsch. Es gibt genügend Blogs und Gruppen, die massenhaft angebliche Fakten zur Verstetigung des eigenen Weltbildes produzieren.

Natürlich mag es oftmals frustrierend sein, die Hilflosigkeit einzelner politischer Ebenen und Akteure zu registrieren, oder sich mit systematischen Fehlern und dem Handeln von Eliten auseinanderzusetzen, die dazu führen, dass im Verlauf von Konflikten Tausende Menschen getötet werden. Dies darf aber nicht Folge haben pauschale Kritik zu üben, die nicht mit echten Argumenten und konkreten Verbesserungsvorschlägen unterlegt werden kann. Oder am Ende Minderheiten auszugrenzen und zu diffamieren.

Hier gibt es keine "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen"-Beiträge. Hier gibt es nur "Das muss gesagt werden"-Beiträge. Beiträge, deren Hintergründe ganz offen thematisiert werden können und die keine vorgeschobenen Argumente beinhalten, wie die Instrumentalisierung des Feminismus oder die Angst vor sozialem Abstieg als Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit. Wer sich die Frage stellt, wieso so viele lang anhaltende Konflikte existieren, der oder die kann auch bei sich selbst anfangen. Man kann sich fragen, wie und wo man lebt, und was das alltägliche globale Leid mit einem selbst zu tun haben könnte. Man kann sich fragen, warum so viele Menschen Angst vor dem Nachbarn, dem Fremden, der Zukunft haben und ob sich globale Mechanismen von Ungleichverteilung, politischer Entfremdung und Machtasymmetrie nicht überall wiederfinden. Dann kann man fragen, ob man nicht persönlich - trotz aller Kritik - ganz gut mit diesen Widersprüchen lebt und warum man zumeist weder beim Konsum, noch bei der politischen Beteiligung oder dem persönlichen Engagement dem eigenen Anspruch gerecht wird. Und dann kann man auch gerne auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen. Aber ohne die moralische Überlegenheit, den missionarischen Eifer und die Unfähigkeit die Argumente anderer anzuerkennen, die sonst so manchen und manche hier kennzeichnen. Sondern mit etwas Demut, Offenheit und einem Werteverständnis, das diesen Namen auch verdient.  

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