Dienstag, 17. November 2015

Nahostkonflikt: Kritiker aus den eigenen Reihen


Der ehemalige Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes und Friedensaktivist Ami Ajalon äußerte sich in einem Interview zur Kennzeichnungspflicht für Produkte aus israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten. Er zweifelte darin die Sinnhaftigkeit der EU-Entscheidung an, unterstrich aber die Notwendigkeit einer Zwei-Staaten-Lösung.

Interessant ist das Interview, da es deutlich macht, dass gerade (ehemalige) hohe Verantwortliche aus Armee und Sicherheitsbehörden den politischen Verantwortungsträgern und deren Entscheidungen sehr kritisch gegenüberstehen. Dies mag in vielen Staaten ähnlich sein. In Israels Fall gewinnt solche Kritik allerdings an Brisanz, da sich außen- und sicherheitspolitische Fehleinschätzung und -entscheidungen in der bestehenden Konfliktsituation unmittelbarer in der israelischen Gesellschaft (z.B. Erlebnisse von Wehrpflichtigen in der Armee, Sicherheitsempfinden, Umgang mit Minderheiten) niederschlagen. 

In diesem Zusammenhang ist die Dokumentation "The Gatekeepers" (dt. "Töte zuerst") zu empfehlen. Sie zeigt die hohe Komplexität des Konflikts mit den Palästinensern, die Dominanz militärischer Logik, aber auch die Fähigkeit der kritischen Auseinandersetzung und Reflektion seitens Israels Exekutive.


Vollversionen finden sich u.a. auf Vimeo.  

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