Freitag, 16. November 2012

Soziale Medien im Gaza-Konflikt: Auch an dieser Front wird erbittert gekämpft

Angesichts der drohenden Eskalation des Konflikts zwischen Israel und Extremisten im Gaza-Streifen werden auch die sozialen Medien mobilisiert. Mittlerweile ist eine solche Erwähnung obsolet, da dies selbstverständlich geschieht.

Die Konfliktparteien nutzen alle zur Verfügung stehenden Kanäle, ob es offizielle Verlautbarungen, Videos von Angriffen oder Bilder eigener Opfer sind. Die israelische Armee kultiviert dabei einen professionellen und offensiven Stil auf Facebook.




Zahlen von Raketenangriffen werden mit der Aufforderung: "Share this if you think Israel has the right to defend itself", gepostet. Anlässlich der Tötung des Hamas-Militärchefs Ahmed al-Dschabari Anfang der Woche das obere Foto. Die Aufforderung an jene, die Israel ihr Selbstverteidigungsrecht nicht absprechen, fehlt hier. Vielleicht liegt das an der gezielten Tötung des Hamas-Generals, die gegen das Völkerrecht verstößt.

Doch nicht nur harte Politik findet in dieser Umgebung ihren Platz, auch die Imagepflege verändert sich durch die Nutzung von sozialen Medien. Wer beim Dienst an der Waffe für die IDF auf Fleisch verzichten mag, "es ist einfacher als du denkst", verspricht der Flyer.



Auch die Gegenseite nutzt soziale Medien. Videos von Raketenangriffen, (oder in vergangener Zeit von Selbstmordanschlägen) werden auf Youtube gepostet, auf Facebook gibt es zahlreiche Unterstützerseiten und Kommentarschreiber, die ihre Sicht der Dinge darstellen. Ein professionelle Website und eine gepflegte Facebook-Präsenz zahlreicher militanter Gruppen sind selbstverständlich. Tatsächliche Information und Propaganda sind auch hier kaum mehr zu unterscheiden.




Doch die IDF hat auf Facebook fast 250.000 Follower, ihr Twitter-Account verzeichnete 50.000 Subscriber in 24 Stunden. Im Propaganda-Krieg, so scheint es, sind die Kämpfer im Gaza-Streifen der israelischen Armee also bereits unterlegen.

Diese Sichtweise vergisst ein wenig den eigentlichen Charakter sozialer Medien als gesellschaftliches Phänomen. Nachrichten unterlaufen jeden Versuch der politischen Kontrolle und demokratisieren das Gut Information. Al-Jazzera zum Beispiel versucht mit einer interaktiven Karte Tweets und SMS zu tracken und sichtbar zu machen. Twitter-Streams mit den entsprechenden Hashtags liefern ein ständiges Grundrauschen. 


Auch wenn sich dieses zu einem Donnern erheben kann, besteht aber doch immer die Gefahr, dass eine koordinierte und von politischen Interessen gelenkte Herstellung von Informationen dazu tendiert, dieses digitale Grundrauschen zu regulieren und zu manipulieren.


Eine kurze Zusammenfassung von meedia und businessinsider.com:

http://meedia.de/internet/israel-zieht-in-den-social-media-krieg/2012/11/15.html
http://www.businessinsider.com/israel-social-media-war-2012-11

Linktipps des Online-Chefs der ZEIT, Wolfgang Blau, auf seiner Facebookseite:

Analysis by Poynter: "What happens when the military becomes its own media?"
http://bit.ly/SYlg3F

Washington Post: "Can Twitter censor the Israel Defense Forces"

Wired: Israel Kills Hamas Leader, Instantly Posts It to Youtube
http://bit.ly/UpQZKp

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