Dienstag, 23. Oktober 2012

Defining al Qaeda - zur Unterscheidung militanter islamistischer Gruppen

Allgemein wird islamistischer Terror als größte Bedrohung der internationalen Sicherheit wahrgenommen. Die Wahlen in Ägypten, die Teilung Malis, oder der anhaltende Konflikt in Pakistan: überall wird die Gefahr islamistischer Gruppen heraufbeschworen. Differenzierung tut hier Not. 

Der private Nachrichtendienst Stratfor bietet trotz des zweifelhaften Hintergrunds der Firma eine Übersicht veröffentlicht. Defining al Qaeda unterscheidet zwischen dem Netzwerk, lokalen Gruppen und regionalen Bündnissen:
The jihadist threat will persist regardless of who is elected president, so understanding the actors involved is critical. But a true understanding of those actors requires taxonomical acuity. It seems worthwhile, then, to revisit Stratfor's definitions of al Qaeda and the wider jihadist movement.
Dazu auch eine Übersicht der BBC der aktuellen Al-Qaida-Führer vom September 2012, ähnlich ein Artikel von globalsecurity.org. Auch die Seite des Al-Qaida Sanctions Committee der Vereinten Nationen bietet Informationen. Die Universität Stanford bietet mit ihrem Portal Mapping Militant Organisations die Möglichkeit länderspezifisch sich über die dort wirkenden Kräfte zu informieren.

Neben der Differenzierung und Abgrenzung einzelner islamistischer Gruppen, fehlt in der Berichterstattung zumeist die Darstellung des Konflikts zwischen radikalen und progressiven Kräften im Islam. Oft wird diese Auseinandersetzung als sekundär betrachtet, oder als Verschleierung der Gefahren des Islam.

Allerdings könnte eine tiefer gehende Beschäftigung mit diesem Thema den Blick für zukunftsgerichtete und friedliche Kräfte schärfen und dafür sorgen, dass nicht jede Wahl einer islamischen Partei als Gefahr für die internationale Sicherheit oder als Beweis der Rückschrittlichkeit des Islam wahrgenommen wird. 


Ohne die Gefahr islamistischen Terrors zu verharmlosen, bietet die Lektüre des Buches Die Kultur der Ambiguität - Eine andere Geschichte des Islam des Islamwissenschaftlers Thomas Bauer einen völlig anderen Zugang. In dem Buch wird deutlich, dass Vieldeutigkeit, Meinungsvielfalt und parallel stattfindende Diskurse das eigentliche Wesen des Islam ausmachen und die proklamierte Rückbesinnung extremistischer Gruppen eigentlich keinen Platz in der ernsthaften Auseinandersetzung mit der Genese der Religion hat.
Dies löst keine tatsächlichen Probleme des Terrorismus, schafft aber die Basis zu einem ernsthaften Dialog über religiöse Wurzeln und deren Bedeutung für die Moderne und damit ein tieferes Verständnis mit der medial allgegenwärtigen Gefahr islamischen/islamistischen Terrors.

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