Mittwoch, 8. Februar 2012

Zehntausende in Mali auf der Flucht vor Kämpfen zwischen Tuareg und Regierungstruppen

Weitgehend unbemerkt von der medialen Berichterstattung ist es seit Ende Januar zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Truppen der Regierung Malis und Mitgliedern der Rebellenorganisation Mouvement National de libération de l´Azawad (MNLA) gekommen. Dabei sollen auf beiden Seiten Dutzende getötet worden sein. 

Mehr als zwei Jahre hielt die Waffenruhe zwischen der Regierung und der MNLA, welche sich vor allem aus Angehörigen des Stammes der Tuareg zusammensetzt. Sie sollen nach dem Fall Gaddafis, welchen Sie militärisch unterstützt hatten, nach Mali zurückgekehrt sein. Die Regierung wirft ihnen vor dem Netzwerk Al-Qaidas nahe zustehen. Die Rebellen weisen diese Vorwürfe von sich und heben ihren Unabhängigkeitskampf hervor. 



Die meisten Flüchtenden aus dem Norden des Landes (genauer der Region Azawad), sind auf dem Weg in die umliegenden Nachbarländer Niger, Burkina Faso und Mauretanien. Nach UNHCR-Angaben sollen aktuell mindestens 22.000 Menschen auf der Flucht sein, die Schutz von den heftigen Kämpfen suchen. Zu den weiteren Hintergründen schreibt der österreichische Standard:
Friedensgespräche in der algerischen Hauptstadt Algier brachten unterdessen kein Ergebnis. Der Schwerpunkt der Kämpfe liegt in Region um die 19.000-Einwohner-Stadt Anderamboukane an der Grenze zum Niger, in der es schon bisher häufig zu grenzüberschreitenden Angriffen auf Ausländer und Regierungstruppen gekommen ist.
Azawad, wie der künftige Staat nach Wunsch der Tuareg heißen soll, ist eine von Wüste und Steppe geprägte Region etwa fünfmal so groß wie Österreich in der Grenzregion zwischen Mali, Algerien und dem Niger. Mehr als ein Drittel des malischen Staatsgebiets ist von Tuareg bewohnt. Drei Viertel der etwa 600.000 Einwohner gehören den sunnitischen Tuareg-Stämmen an, deren Sprache ähnlich jener der nordafrikanischen Berber ist. Die Geschichte ihrer Erhebungen geht zurück bis 1916, als ein Tuareg-Aufstand im benachbarten Niger in der Schlacht von Agadez durch die französischen Kolonialherren blutig niedergeschlagen wurde. Dunkelhäutige Sklaven, die von den Tuareg in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, wurden von den Franzosen befreit.
Quelle: IRIN


Zu den Kämpfen kommt hinzu, dass lokale NGOs aufgrund einer Dürre vor einer größeren Hungersnot warnen. Auch in den Nachbarländern ist die Versorgungssituation nicht so gut, dass größere und länger anhaltende Flüchtlingsströme ohne weiteres verkraftet werden können. Die Regierungen der Region, aber auch die großen internationalen Hilfsorganisationen haben bereits Befürchtungen vor einer weiteren Hungerkatastrophe in einem Ausmaß wie in Ostafrika 2011, die gerade erst für beendet erklärt wurde, geäußert. 

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