Montag, 21. Dezember 2009

Indiens ignorierter Krieg: Täglich Tote im Konflikt zwischen Regierung und Maoisten


Ende September gab die indische Regierung Pläne zu einer großangelegten Offensive gegen die sog. Naxaliten, oder auch Maoisten, bekannt. Vor allem im Nordosten Indiens operieren die Rebellen und bekämpfen Einrichtungen der Regierung, aber ermorden auch Polizisten, Soldaten und Angestellte des Staates. Näheres zu den genauen Plänen der Regierung und zu den Hintergründen hier:



Seit mehreren Wochen nun laufen täglich Meldungen aus Indien ein, in denen über Tote und Verletzte auf beiden Seiten berichtet wird. Mehrere Dutzend waren es allein in den vergangenen beiden Wochen. Gestern wurden in dem Distrikt West Midnapore zwei Anhänger der kommunistischen Partei getötet und zwei Polizisten entführt. Bei einem anderen Zwischenfall wurden zwei Polizisten bei einem Schusswechsel getötet. Damit scheint die Strategie der Regierung nicht aufzugehen. Die Rebellen gehen mit äußerster Brutalität vor und versuchen die drohenden Zerschlagung abzuwenden und ihren Forderungen nach wirtschaftlicher und politischer Besserstellung Nachdruck zu verleihen.

In einem aktuellen Bericht von HRW heißt es, dass "die Naxaliten, eine seit langem existierende panindische, maoistische Miliz, gezielt Sprengstoffanschläge auf staatliche Schulen verüben. Gleichzeitig besetzen Polizei und paramilitärische Kräfte im Rahmen ihrer Operationen gegen die Naxaliten Schulen und stören so dauerhaft den Schulbetrieb. Die Maoisten nehmen Schulen ins Visier, weil diese in den entlegenen ländlichen Gebieten, in denen sie operieren, oft die einzigen staatlichen Gebäude sind. Ungeschützte Schulen sind in hohem Maße sichtbare „weiche“ Ziele. Anschläge auf Schulen ziehen großes Medieninteresse auf sich; sie verbreiten in der örtlichen Bevölkerung Angst und Schrecken. Da die Regierung nicht für einen raschen Wiederaufbau der zerstörten Schulen sorgt, haben die Angriffe noch lange negative Auswirkungen auf die Bildung der Kinder."



Außerdem droht der Konflikt sich immer weiter auszubreiten. Auch in Nepal wurden heute Kämpfe gemeldet. Zudem wurde ein dreitägiger Generalstreik ausgerufen. Weiterhin kam es bei Demonstrationen zu gewaltsamen Zusammenstößen. Damit hat sich die Lage in Indien deutlich verschlechtert, auch wenn dies im Ausland kaum wahrgenommen und das Land zumeist nur mit dem Kaschmir-Konflikt in Zusammenhang gebracht wird. Die Rebellen sollen große finanzielle Reserven haben, so dass die Hoffnung auf ein schnelles Ende der Kämpfe naiv ist. Indien hat unterdessen Ende vergangener Woche damit begonnen, 30.000 Soldaten aus dem Gebiet abzuziehen. Einige sollen wirklich zurück in ihre Kasernen beordert worden sein, Tausende sollen aber im Kampf gegen die Rebellen eingesetzt werden.



Mehr Hintergründe hier.

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