Donnerstag, 10. Dezember 2009

Fast 5 Millionen Menschen in Äthiopien überleben nur noch mit Hilfe der Vereinten Nationen - katastrophale Lage resultiert auch aus kritischer Menschenrechtslage und gewaltsamen Konflikten


Etwa 4,8 Millionen Äthiopier werden im kommenden Jahr auf Nahrungsmittellieferungen der Vereinten Nationen und NGOs angewiesen sein. Allein für die ersten sechs Monate belaufen sich dafür die Kosten auf etwa 270 Millionen Dollar. Mangelnde Niederschläge und hohe Nahrungsmittelpreise treiben die Kosten in die Höhe.




Doch ist diese Erklärung zu kurz gegriffen. Der dauernde Kriegszustand in der Ogaden-Region, die politische Instabilität und die Konflikte an den Grenzen zu Somalia und Eritrea verhindern eine Modernisierung des Landes und eine Verbesserung der Lebensbedingungen. Dazu der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker Ulrich Delius in einem Interview Ende November:
Vor den Wahlen im Januar schränkt die äthiopische Regierung die Arbeit der Hilfsorganisationen ein. Müssen sich die Geldgeber alle Auflagen gefallen lassen?

ULRICH DELIUS: Eigentlich nicht. Doch dazu müssten die Hilfsorganisationen gemeinsam auftreten. Das funktioniert kaum. Äthiopien ist einer der humanitären "hot spots" auf der Welt. Da will jede Hilfsorganisation dabei sein. Und weil man nicht aus dem Land fliegen will, führt die Mischung aus Maulkorb und Selbstzensur dazu, dass sich die Nichtregierungsorganisationen den Vorgaben unterwerfen.

Das heißt, für ihre Spender brauchen die Hilfsorganisationen die Krise ebenso sehr wie das betroffene Land die Hilfsorganisationen?

DELIUS: So ist es. Die Organisationen sind da in einem Dilemma. Wie weit können sie gehen, ohne die Arbeit im Land zu gefährden? Äthiopien gehört da zu den Staaten, die am rigorosesten vorgehen.

Warum ist Äthiopien dennoch als Spenderland so beliebt?

DELIUS: Das hat viele Aspekte. Äthiopien war immer stark von Hungerkatastrophen betroffen. Das wird durch den Klimawandel noch verstärkt. Auch Regierungshandeln trägt dazu bei, dass sich diese Katastrophen so massiv auswirken. Darüber hinaus ist das Land strategisch wichtig. Äthiopien ist eines der entscheidenden Länder am Horn von Afrika. Es gilt als der letzte Pfeiler, um Afrika vor einem weiteren Eindringen islamistischer Bewegungen zu bewahren. Je mehr Somalia im Terror versinkt, je größer die Probleme im Jemen sind, desto wichtiger wird Äthiopien für die US-Außen- und Sicherheitspolitik. Menschenrechte haben da eine herzlich geringe Bedeutung.
Und der äthiopische Journalist Saafi Labafidhin schreibt über den äthiopischen Premierminister Meles Zenawi, der Afrika bei der Klimaschutzkonferenz in Kopenhagen repräsentiert:
More worse than the silence of the UN is the African Union who failed the good ones among us (and all of us) when they chose the tyrant Meles to represent the whole African Continent in the high profile conference where Africa is one of the top agendas. How can one of Africans worst dictators speak on behalf of Africa´s more than one billion people in 52 countries? Obviously, those who decided Meles to be the spokesperson of the continent either do not know him or are worse than him; I think for most of them the later is true! This is a dictator who believes, by his own words, in bullets rather the ballot. He is the one who ordered the massacre of thousands Somalis in the Ogaden. He is the butcher of Addis Ababa, Gambella, Dhagaxbuur, Lebiga, Awasa, and Mogadishu. He is the main reason of instability in the horn of Africa. He is the obstacle of the Hague court decision on Ethio-Eritrea case. Yet Africa rewards him to be their model in the eyes of the world. That is a slap in the face to all of us Africans, as if there is no better than him.
Das Problem der ständigen Nahrungslieferungen ist die Abhängigkeit, die kaum beendet werden kann. Nur langfristige Strategien  versprechen Erfolg. Doch dazu muss ein politischer Prozess angestoßen werden, der versucht nachhaltig zivilsgesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Verbesserungen zu fördern und zu fordern. Und ohne Interesse der internationalen Gemeinschaft wird dies kaum geschehen.

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