Sonntag, 15. November 2009

Afrikaner auf dem Weg nach Israel: Der Weg der Verzweiflung endet zumeist im Elend


In der ersten Septemberhälfte waren es sechs Flüchtlinge, die auf der Sinai-Halbinsel den Tod fanden, gestern wurde ein weiterer Flüchtling, wahrscheinlich aus Äthiopien, oder Eritrea, von ägyptischen Grenzwächtern erschossen. Drei andere wurden verhaftet. Der Tod des Mannes ist Ausdruck eines stillen Dramas, dessen Bedeutung weit über den Nahen Osten hinausreicht. Da die Reise nach Europa immer schwieriger und gefährlicher wird, flüchten viele Menschen aus dem Sudan, Eritrea, oder Äthiopien zunächst nach Ägypten und versuchen sich dann nach Israel durchzuschlagen. Seit Mai wurden dabei mindestens 16 Menschen in der entmilitarisierten Zone der Sinai-Halbinsel getötet.
Egypt, which for years tolerated tens of thousands of African migrants on its territory, is under Israeli pressure to halt the illegal trafficking. Egyptian authorities also say they are concerned the flow of migrants at its Sinai border could pose a security threat in an area where Islamist militants sometimes find refuge.
 Die Schlepper machen den Flüchtlingen zwar Mut, wie in dieser Reportage:
Adam meint, die Nacht nach Beendigung des Fastenmonats Ramadan biete enorme Vorteile. Der Mond sei dann nur eine schmale Sichel und beleuchte sie kaum auf der Flucht. Die ägyptischen Grenzpolizisten würden sich auf das Fest und das Frühstück am nächsten Morgen freuen, tief schlafen und die Flüchtlinge nicht bemerken. In Israel wiederum sei man noch in jüdischer Neujahrsstimmung und würde ihnen beiden wohlwollend Asyl gewähren, erklärt Adam.
Afrikanische Flüchtlinge kurz nach Ihrer Ankunft in Israel (BM News)


 Doch in einem Bericht von Human Right Watch aus dem Jahr 2008 heißt es:
Both Egypt and Israel have responded to this cross-border flow with policies that violate fundamental rights. These violations, particularly on the Egyptian side, have become more numerous and more acute over the past year.
Und bei der NZZ:
Die Reise durch den Sinai nach Israel ist für die Flüchtlinge gefährlich. In der ersten Septemberhälfte erschossen ägyptische Polizisten sechs Flüchtlinge beim illegalen Grenzübertritt. Das rief scharfe Reaktionen von Human Rights Watch hervor. Menschenrechtler stellen auch die Frage, ob Israel Ägypten aufgefordert haben könnte, mit den Flüchtlingen bei Sichtung an der Grenze kurzen Prozess zu machen.
Ägypten hat Vorwürfe wegen hemmungslosen Schussabgaben zurückgewiesen. Die Polizisten gäben zunächst Warnschüsse ab, sagte kürzlich ein ägyptischer Regierungssprecher. Wenn die Flüchtlinge darauf nicht reagierten, würde allerdings scharf geschossen.


Der kleine rote Kreis verheißt Hoffnung für die kriegsgeplagten afrikanischen Flüchtlinge


Die Zahlen in der folgenden Box wirken gering angesichts der riesigen Flüchtlingsströme aus Afrika. Doch kommen in ganz Europa auf eine Millionen Einwohner 480 Flüchtlinge, so sind es in Israel 2.200. Angesichts der großen wirtschaftlichen Probleme und der Einkommensungleichheit (mehr als 20 Prozent aller Israelis leben in relativer Armut), sowie des schwierigen Arbeitsmarktes, der immer weniger Menschen ein ausreichendes Auskommen bietet, obwohl die Arbeitslosenzahlen in den vergangenen Jahren stetig gesunken sind, sieht sich das Land einer großen Herausforderung gegenüber. Konservative befürchten außerdem eine Gefahr für die nationale Identität des Mittelmeer-Staates.


UNHCR

Die Bedingungen unter denen die Flüchtlinge leben werden sich bei zunehmenden Zahlen noch verschlechtern:
Meanwhile, it has held thousands of others in desert detention centers while still others live in makeshift, slumlike quarters around the Tel Aviv bus station. Mark Hetfield of the Hebrew Immigrant Aid Society says that conditions in Tel Aviv are worse than any he has seen in visits to dozens of refugee camps in Africa and East Asia. "There are 150 people using one bathroom. There is rotting food. There is no discipline or taking of ownership, because everything is so temporary," he said.
Ein Luftschutzkeller in Tel Aviv, der Flüchtlingen als Unterkunft dient (Slate)


Dazu zwei Reportagen:




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