Montag, 12. Oktober 2009

Sri Lanka: Mit dem Frieden kam das Elend

Eine "Dividende" soll er bringen, oder "Früchte" tragen: Der Frieden. Doch eine bloße Abwesenheit von Waffengewalt, ein Waffenstillstand aus militärischen Zwängen heraus ist eben kein wahrer Frieden.



Sri Lanka ist ein anschauliches Beispiel. Zwar schweigen zur Zeit die Waffen, doch  kann von einem friedlichen Alltag keine Rede sein. Berichte über Flüchtlinge, die in "detention camps" zusammengepfercht wurden und unter schlimmsten  Bedingungen hausen, zeigen dies deutlich. Wegen des Verdachts, dass sich tausende von Kämpfern unter die Zivilbevölkerung gemischt hätten, zögert die Regierung die Freilassung und Rückführung seit Monaten heraus. Schwere Regenfälle im August haben die Situation der Bürgerkriegsflüchtlinge zusätzlich verschärft. Mehr als 260.000 Menschen müssen in diesen Lagern leben und werden im Ungewissen darüber gelassen, wann Sie in ihre Heimat, aus der sie flüchten mussten, zurückkehren dürfen.

Einen Eindruck bekommt man in diesen Videos:






Der kleine Inselstaat Sri Lanka sieht sich den Folgen eines Bürgerkrieges gegenüber, der das Land mehr als 25 Jahren im Griff hatte. Während der britischen Kolonialherrschaft besetzten die Briten wichtige Verwaltungsposten bevorzugt mit Tamilen, weil sie über englische Sprachkenntnisse verfügten. 1972 wurde durch die Verfassung die Dominanz der Singhalesen festgeschrieben. Daraufhin schlossen sich mehrere tamilische Parteien und Organisationen zusammen und forderten einen eigenen Staat im Norden und Osten. Daraus ging die Bewegung der "Liberation Tigers of Tamil Eelam" hervor.

Als Beginn des Bürgerkriegs gilt ein Anschlag auf eine Militäreinrichtung am 24. Juli 1983. Infolge dessen kam es zu Ausschreitungen gegen die tamilische Bevölkerung. Der Konflikt hat Schätzungen zufolge mehr als 70.000 Menschen das Leben gekostet. 2002 wurde unter norwegischer Vermittlung ein Waffenstillstand geschlossen, der den fragilen Frieden aber nicht sichern konnte. 2006 scheiterte der Friedensprozess, nachdem die tamilischen Rebellen das Friedensabkommen von 2002 für obsolet erklärt hatten. Anfang 2008 kündigte dann auch die sri-lankische Regierung die Waffenruhe auf. 2009 gewann die Armee in einer mehrwöchigen Großoffensive die Oberhand im Konflikt und tötete angeblich den Führer der LTTE.




Le Monde


Basisinformationen

Eine fünfseitige Zusammenfassung der Ereignisse der Wochen nach dem angeblichen militärischen Sieg über die Rebellen gibt es hier.

Eine ausführliche Analyse des Transformations- und Friedensprozesses liefert dieses aktuelle Arbeitspapier.

Eine Einschätzung von Human Rights Watch vom September 2009.

Mehr zu den Wahlen 2008 gibt es hier.

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