Freitag, 9. Oktober 2009

Der Anfang vom Ende? - zur Zukunft Afghanistans




Wer die Bilder sieht, kann sich über folgende Sätze nur wundern:
"President Barack Obama is prepared to accept some Taliban involvement in Afghanistan's political future and will determine how many more U.S. troops to send to the war based only on keeping al-Qaida at bay, a senior administration official said Thursday.
But the U.S. would fight only to keep the Taliban from retaking control of Afghanistan's central government — something it is now far from being capable of — and from giving renewed sanctuary in Afghanistan to al-Qaida, the official said." 

Dem verheerenden Anschlag vom Donnerstag folgten zwar die üblichen Verurteilungen, doch ebenso vermehrte rhetorische Hinweise auf Al-Qaida und die Unterscheidung von den Taliban. Nachdem sich die ehemaligen afghanischen Machthaber klar von dem Terrornetzwerk abgrenzten und Präsident Obama sich anscheinend nicht zu einer Truppenerhöhung durchringen kann, scheint es fast, als solle das ganze Engagement am Hindukusch neu überdacht werden.
Vor allem nachdem der militärische Erfolg fraglicher denn je erscheint und sich die vielen Fronten verhärten:

"A valid Afghan strategy cannot be separate from what happens in Pakistan," former Pentagon analyst Anthony Cordesman said. "At the same time, it is clear that Afghanistan's future will play a critical role in defining Pakistan's security."
India too is at risk from Muslim extremist groups nurtured over the years by the Pakistani military to fight the Indians in Kashmir, a mountainous region straddling both countries and claimed by each."

Und auch der zivile Aufbau, der mit der zweiten Präsidentschafts-Wahl eine neue Stufe erklimmen sollte, steht angesichts der massiven Stimmenfälschung in Frage. So sollen im Bezirk Kandahar statt 240.000 Stimmen nur 100.000 abgegeben worden sein. 220.000 wurden dort aber für Amtsinhaber Hamid Karzai gezählt. Nächste Woche sollen die offiziellen Ergebnisse bekanntgegeben werden.
"Das Resultat in Kabul, sei ein "Legitimationstotalschaden", der auch das deutsche Engagement untergrabe, ein "Tiefschlag".
Mehr von der aktuellen taz-Analyse zur Gesamtsituation kann man hier lesen.


Es taucht bei all den Überlegungen nur wieder die Frage auf, was mit den Menschen passiert, wenn die internationale Gemeinschaft ihre Sachen packt und sich davonstiehlt. Mit großen Worten und Versprechen  ist sie gekommen und wird sie wohl auch wieder gehen, aber sollten die Taliban Wort halten und dem internationalen Terror keine Ausgangsbasis bieten, könnte das Land und die Situation der Menschen so in Vergessenheit geraten, wie es in so vielen anderen Staaten, in denen systematisch Menschenrechte verletzt werden, der Fall ist.
Und, das militärische Engagement beenden, dabei die Stabilität der Region sichern, eine Rückkehr der Taliban an die Macht verhindern, Al-Qaida ihre Unterschlüpfe in Pakistan und Afghanistan nehmen und den Schutz der Menschenrechte garantieren, ist in etwa so wahrscheinlich, wie eine schnelle Umsetzung der UN-Vorschläge zur Reformierung des internationalen Waffenhandels. Oder, dass Guido Westerwelle geschliffenes Englisch sprechen wird, wenn er sich seinen Lebenstraum auf dem internationalen Parkett erfüllt.

Andererseits sollte man Dialogversuche nicht vorschnell aburteilen.
Schließlich ist trotz des Gewöhnungseffekts nach fast 3.000 Tagen Krieg jeder weitere einer zuviel.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen