Dienstag, 1. November 2016

Kalter Kaffee - ganz frisch aufgewärmt

Medienkritik wird ja in der heutigen Zeit schnell zur Medienschelte. Das ist nur selten angebracht und kommt viel zu oft aus dem Lager der "17,50 Euro? Das ist ja Wahnsinn, diese Zwangsgebühr"-Vertreter*innen. Folgenden kleinen Schnipsel von SZ online kann man aber schon mal zum Nachdenken finden:


Eigentlich ist es ganz einfach. Es handelt sich um die falsche Zeitform. Was aber vermutlich kein Zufall, sondern eben mittlerweile fester Bestandteil des Online-Journalismus ist ("Die zehn wichtigsten Antworten auf unsere selbst gestellten Fragen", "Warum..xy.? Eine Erklärung.", "Diese 12 Dinge werden Dich dazu bringen..."). 

Der Islamische Staat WOLLTE 25.000 Zivilisten nach Mossul bringen, müsste es heißen. Die irakische Armee konnte das nämlich verhindern. Das kann natürlich auch eine Meldung sein, zeigt sie doch schließlich das Vorgehen, die Schlagkraft und die Gefährlichkeit des IS. Aber es ist hart an der Grenze, was man als Journalist lernt (essentiell für den Nachrichtenwert sind die Faktoren "Neuigkeit" bzw. "Aktualität"). Vor allem wäre es aber keine Meldung, die so oft angeklickt wird, wie eine, in der suggeriert wird, der IS sei gerade auf dem Weg nach Mossul und dieser worst case von 25.000 menschlichen Schutzschilden stehe unmittelbar bevor. 

Natürlich ist das nicht der Untergang des Journalismus und der schon der Teaser rückt das gerade. Warum dann in der Überschrift nicht anders getextet wird, erschließt sich jedoch nicht wirklich. Außer es würde darum gehen die Klickzahlen hoch zu treiben - aber das machen seriöse Onlinemedien ja nicht. 

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