Die Tagesschau berichtete in den vergangenen Tagen von der humanitären Situation in der Region des Tschadsees, vor allem auf der nigerianischen Seite.
Das Ganze wird aufgrund der weiterhin fehlenden Aufmerksamkeit und der damit verbundenen mangelnden Bereitstellung an Mitteln besonders dramatisch. Seit der Entführung der nigerianischen Schulmädchen (die Erste!) sind fast zweieinhalb Jahre vergangen, seitdem werden das Phänomen Boko Haram und die Folgen der Gewalt durch die Milizen und durch das Militär kaum mehr medial oder öffentlich widergespiegelt. Ein Blick auf die aktuellen Finanzierungsziele der UN-Agentur OCHA macht die Folgen deutlich:
Je nachdem, welche Zahlen man betrachtet, schwanken die zugesagten Mittel zwischen 22 (Humanitärer Reaktionsplan) und 54 (Gesamtfinanzierung) Prozent der tatsächlich benötigten Höhe. Egal was man betrachtet, es ist sicher keine auskömmliche Ausstattung um mehr als das Nötigste zu leisten. Das bringt sicherheitspolitische Gefahren mit sich. Hunderttausende Menschen leben nahezu isoliert, bewaffnete Gruppen können kaum gestört agieren. Solche unkontrollierten Rückzugsräume sind besonders in der Region des Tschadsees gefährlich, weil potentiell nicht nur Boko Haram, sondern auch andere militante Gruppen (aus dem Tschad oder Niger) diese nutzen könnten. Und auch in Sachen Fluchtursachen und Konfliktvermeidung wirft die aktuelle Situation kein gutes Licht auf die internationale Diplomatie. IP schrieb schon Anfang 2016:
Die Sicherheitslage erlaubt es immer noch nicht, Hilfskonvois, Ärzte und Helfer dorthin zu schicken. Was an Informationen verfügbar ist, stammt zu einem großen Teil aus Erzählungen der Vertriebenen. Sie berichten von Gewalt, von Mord, Vergewaltigung, Krankheit und vor allem von Hunger.Die ist mittlerweile so zäh und anhaltend, dass auf UN-Ebene Vertreterinnen und Vertreter vor den Folgen warnen. Für eine angemessene und zeitnahe Reaktion ist es jedoch schon zu spät:
[...]
Die humanitäre Katastrophe ist keineswegs auf den Nordosten Nigerias beschränkt. Die Nachbarstaaten Niger, Kamerun und Tschad sind ebenso betroffen. Und die Krise ist auch nicht ausschließlich Folge des Terrorismus. Der Klimawandel lässt den Tschadsee austrocknen. Dadurch fehlt Wasser auf den einst fruchtbaren Feldern, die Nahrungsmittelproduktion reicht einfach nicht mehr aus.
Das Ganze wird aufgrund der weiterhin fehlenden Aufmerksamkeit und der damit verbundenen mangelnden Bereitstellung an Mitteln besonders dramatisch. Seit der Entführung der nigerianischen Schulmädchen (die Erste!) sind fast zweieinhalb Jahre vergangen, seitdem werden das Phänomen Boko Haram und die Folgen der Gewalt durch die Milizen und durch das Militär kaum mehr medial oder öffentlich widergespiegelt. Ein Blick auf die aktuellen Finanzierungsziele der UN-Agentur OCHA macht die Folgen deutlich:
Screenshots UN OCHA |
Noch immer haben die Regierungen der Region keinerlei Strategie gegen die Ursachen der Radikalisierung. Nach Jahrzehnten politischer Korruption, schwelender Missstände und schlechter Grundversorgung haben sich viele Bürger enttäuscht von der Regierung abgewendet. Das rapide Bevölkerungswachstum und Umweltschäden verschlimmern die Lage noch, verstärken die bestehenden sozialen Spannungen und treiben viele Menschen in die Flucht.
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