Montag, 2. Juni 2014

Über das Lernen im und aus dem Krieg

"Als der Erste Weltkrieg begann, ähnelte er noch dem Krieg von 1870/71, als er endete, hatte er fast alle Elemente entwickelt, die im Zweiten Weltkrieg zum Tragen kamen. Anstatt den Krieg im Spätherbst 1914 zu beenden, dauearte er vier Jahre an. Denn der Erste Weltkrieg wurde zum Laboratorium des 20. Jahrhunderts, wobei alles, was die politische und militärische Kriegsaustragung geprägt hat, entwickelt und ausprobiert wurde."



In einem ergänzenden Artikel im Tagesspiegel vom 28.05.2014 schreibt der Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler noch: 
Die Furcht vor dem großen Erschöpfungskrieg in Europa hatte eine paradoxe Konsequenz: Um ihn zu vermeiden, arbeiteten die Generalstäbe sämtlicher europäischer Großmächte – mit Ausnahme Großbritanniens – Pläne für kurze Kriege aus, die nach wenigen Wochen in einer großen Entscheidungsschlacht enden sollten. Aber ein Niederwerfungs- anstelle des Erschöpfungskrieges war nur zu führen, wenn man schnell und offensiv operierte. [...] Um dieser Offensivdoktrin genügen zu können, brauchte man jedoch leistungsfähige, gut ausgerüstete Truppen in einer entsprechenden Stärke, und um deren Bereitstellung sorgte man sich verstärkt in den Jahren vor 1914. Daraus erwuchs eine weitere Paradoxie: Um den Erschöpfungskrieg zu vermeiden, trat man in einen Rüstungswettlauf ein, der einen Erschöpfungskrieg erst möglich machte.

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