Samstag, 23. November 2013

Eskaliert der Boko Haram-Konflikt noch weiter?

Vergangene Woche wurde die nigerianische Gruppe Boko Haram offiziell vom US-Außenministerium als Foreign Terrorist Organization eingestuft. Dieser Schritt kommt nur wenige Monate nach dem die nigerianische Regierung verkündet hatte, Boko Haram sei "zerschlagen" worden. Später wurde ein Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet. Schon dies zeigt die Widersprüchlichkeit im Umgang mit dieser Sicherheitsherausforderung. Seit dem häuften sich aber die Anschläge der Extremisten. Die Klassifizierung als FTO könnte bald auch Folgen für den Anti-Terror-Kampf der USA haben:
While the US and Nigeria have said they do not expect US troops or drones to be deployed, such thinking will immediately change if Boko Haram cultivates provable links with al-Qaeda or other radical affiliates.While the US and Nigeria have said they do not expect US troops or drones to be deployed, such thinking will immediately change if Boko Haram cultivates provable links with al-Qaeda or other radical affiliates.
Die Gruppe operiert vor allem im Nordosten des Landes und kontrollierte dort ganze Landstriche. Die Armee ist nun zwar massiv vor Ort, Anschläge verhindern konnten sie jedoch auch nicht. Zwischen 2009 und 2012 verübte die Gruppe 552 Anschläge, bei denen 1932 Menschen getötet wurden.


Quelle (alle Abbildungen): START - GTD

Wie bei vielen Konflikten in Afrika, so hat auch dieser eine regionale Komponente. Die militanten Kämpfer weichen bei Offensiven der Armee einfach in schlechter zu kontrollierende Gebiete zurück, auch über Grenzen hinweg:
Für die Armee ist die hohe Flexibilität von Boko Haram ein großes Problem, so Armeesprecher General Ibrahim Attahiru: "Sie sind mobil, können sich nach Kamerun absetzen und dann wieder kommen. Man muss verstehen, wie diese Aufständischen operieren." Genau davor hatten verschiedene Beobachter in den vergangenen Monaten immer wieder gewarnt, dass sich durch die Verhängung des Ausnahmezustands das Problem nun verlagern würde.

Auch bei weiteren Aspekten lassen sich Parallelen zu anderen Konflikten ziehen. So gab es im Oktober Berichte über massive Misshandlungen von Boko Haram-Mitgliedern in Gefängnissen. Ähnlich wie bei der ägyptischen Muslimbrüderschaft in den 1950er-Jahren besteht dadurch die Gefahr einer zusätzlichen Radikalisierung und Rekrutierung von neuen Mitgliedern:
Häftlinge seien an Hunger und Erschöpfung gestorben oder in den überfüllten Einrichtungen erstickt. Andere seien in Haft geschlagen oder bei Verhören angeschossen worden und mangels medizinischer Versorgung an den Folgen der Mißhandlungen gestorben. Auch von Erschießungen berichteten ehemalige Gefangene. Einem Militärangehörigen zufolge gebe es Zeiten, »in denen jeden Tag Menschen hinausgebracht und getötet werden«. Im Durchschnitt würden täglich fünf Inhaftierte ermordet, heißt es in dem Bericht.
Die Angriffe der Gruppe richten sich mehrheitlich gegen Regierung und Armee, 45 Prozent der Angriffe hatten einen solchen Hintergrund. Doch auch Schulen und religiöse Würdenträger stehen im Visier der Gruppe, ohnehin sind die Mehrzahl der Opfer Zivilisten.


Die Chancen für einen Dialog stehen also schlecht. Die Regierung will das Problem offenbar militärisch lösen und begrüßt die Unterstützung der USA. Doch so leicht wird sich Boko Haram nicht bekämpfen lassen, auch weil ihre Finanzierungsquellen eng verknüpft sein sollen mit dem Internationalen Organisierten Verbrechen. Der World Drug Report zeigt, dass Westafrika ein bedeutender Umschlagplatz für illegale Waren aller Art ist. So verlaufen beispielsweise wichtige Handelsrouten für Kokain durch die Region

Quelle: UNODC World Drug Report, S. 70.

Hintergründe zum aktuellen Vorgehen der nigerianischen Regierung und zu Boko Haram an sich, zeigt folgende Reportage vom Mai 2013:


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