Dienstag, 13. März 2012

Kein Ende der Gewalt im Südsudan - Hunderte Opfer bei Kämpfen an der Nord-Süd-Grenze und bei Stammeskonflikten

Nach der Unabhängigkeit des Südsudans wurden vor allem Kämpfe zwischen dem Norden und dem neu entstandenen Staat befürchtet. Dies hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder bewahrheitet. Ende Februar kamen bei Kämpfen zwischen sudanesischen Regierungstruppen und Rebellen der Gruppe Sudan Peoples Liberation Movement - North (SPLM-N), einem Ableger der ehemaligen südsudanesischen Rebellenbewegung SPLM, 150 Menschen ums Leben.


Die Angriffe ereigneten sich in Jau in Süd-Kordofan, einer zwischen Norden und Süden umstrittenen Grenzregion. Die SPLM-N kämpft dort für den Anschluss großer Teile Süd-Kordofan zum Süden. Die Regierung in Khartum versucht dies mit allen Mitteln zu verhindern. Die FAZ schreibt hierzu in einem Artikel vom 28.02.:

Südsudan und Nordsudan stehen somit nicht einmal ein Jahr nach der Unabhängigkeitserklärung des Südens am Rande eines neuen Krieges. Der teilweise gewaltsam ausgetragene Streit um die künftige Grenze ist dabei nur ein Aspekt. Südsudan hat vor Monatsfrist seine gesamte Ölproduktion gestoppt, nachdem der Norden offenbar große Mengen des Rohöls für sich selbst abgezweigt hatte. Südsudan verfügt zwar über große Rohölvorkommen, muss das Öl aber in Ermangelung einer eigenen Infrastruktur über eine nordsudanesische Pipeline in den Hafen von Port Sudan transportieren.

Tausende von Toten bei fortwährenden Stammeskonflikten

Doch nicht nur dieser bilaterale Konflikt erschüttert das Land regelmäßig. Bei Kämpfen um Weideland und Vieh in der Region Jonglei wurden in den vergangenen Tagen mindestens 223 Menschen getötet. Andere Quellen sprechen von mehr als 500 Toten. Hunderte, auch Frauen und Kinder, werden noch vermisst. Tausende von Menschen sind seit der Unabhängigkeit im Januar 2011 Opfer dieser Stammeskonflikte geworden. Zehntausend Soldaten sollen nun in einer großangelegten Operation die Sicherheit in der Region wiederherstellen und vor allem die Konfliktparteien entwaffnen. Ob die Militarisierung der Volksgruppen durch diese Kampagne gemindert werden kann, bleibt jedoch fraglich. In einem aktuellen UN-Bericht heißt es:

There is particular concern over the perceived haste of the disarmament operation, and the apparent sidelining of other key actions needed to deliver security to Jonglei.

“The sensible approach is to reduce the number of weapons but as part of a monitored and sustained peace process with real backing, especially from the government. Without that it’s a potential humanitarian disaster,” said Claire McEvoy, Sudan project manager for the Small Arms Survey, a Geneva-based research institute.

In such operations, “the groups that are disarmed are left vulnerable to attacks, and that actually leads to an increase in violence and in weapons, of which there is no short supply in South Sudan”, McEvoy said.

With countless armed groups active and distributing weapons not only in Jonglei but in many areas of South Sudan, where internal conflict in recent decades was just as devastating as the north-south civil war, disarmament “has to be a regional policy, and planned”, said South Sudan’s deputy information minister, Atem Yaak Atem, a native of Jonglei.

According to Lauren Hutton, DDG’s violence reduction coordinator, “In 2006, the Lou Nuer re-armed with the guns that were taken off them, because someone gave them access.”

With this new operation, “you’re going to have a large number of security forces, you’re going to have large displacement, and a humanitarian response will be needed”, she added, stressing the need for a balanced response.

Alleine im Dezember vergangenen Jahres und Anfang Januar sollen mehr als 3.000 Menschen bei den  Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen der Murle und der rivalisierienden Lou Ner-Gemeinschaft umgekommen sein. Auch Kampftruppen der UN-Mission (Unmiss) konnten den Gewaltausbruch nicht verhindern. Ein aktuelles Video der Hilfsorgansation PlanInternational spricht von mehr als 120.000 Menschen auf der Flucht:



Eine Studie der britischen Nichtregierungsorganisation Concordis International aus dem Jahr 2010 zu den Ursachen:
Conflict over access to water and grazing are not new to the region. Pastoral groups and host communities have for a century accused each other of conducting raids and counter-raids during periods of migration. Until the second civil war local mechanisms for conflict management succeeded in containing conflicts and maintaining a set of norms governing social relationships. The introduction of modern weaponry heightened national strategic interest and intervention in the area. An associated breakdown in traditional modes of resolution has caused spiralling mistrust. Over the same period, mechanised agriculture and associated land law reforms reduced access to land. Oil exploration, growing herd sizes due in part to ‘capitalist’ herding and a degree of desertification increased the importance of southward movements.
Die Gründe der Gewalt sind demnach nicht in der erfolgreichen Sezession zu suchen, sondern die Wurzeln liegen in der sich ständig verschärfenden Ressourcenknappheit und dem fehlenden Gewaltmonopol des Staates. Dieses wird durch die Grenzkonflikte weiter geschwächt, so dass eine dauerhafte Befriedung in weiter Ferne liegt.

Ein Weltspiegel-Beitrag vom 05.02. mit dem Titel: "Krieg der Stämme" beschäftigt sich ebenfalls mit den Ursachen der Gewalt. Auch eine  aktuelle BBC-Audio-Slideshow liefert Eindrücke aus der umkämpften Region.

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