Dienstag, 3. November 2009

Venezuela schließt Grenze zu Kolumbien - US-Einfluss wächst, ohne Verbesserung der Lage der Zivilbevölkerung


Seit heute ist es an zentralen Grenzübergängen nicht mehr möglich zwischen Kolumbien und Venzuela zu verkehren. Was auf den ersten Blick wie eine kleine Agentenposse erscheint, deutet in Wahrheit auf eine zunehemende Militarisierung der Region hin. Vergangene Woche wurden zwei Kolumbianer verhaftet, die Angehörige des kolumbianischen Geheimdienstes DAS sein sollen. Gestern wurden in der Nähe der Grenze zwei venzuelanische Sicherheitskräfte erschossen - mutmaßlich von kolumbianischen Paramilitärs. Die Beziehungen sind ohnehin starken Schwankungen unterworfen:
Insults, warnings and diplomatic protests are common between leftist Chavez and his conservative Colombian counterpart, Alvaro Uribe, but the two leaders have usually quickly made up and trade has been only temporarily disrupted. But earlier this year Chavez suspended ties and cut back on commerce over Colombia's plan to allow U.S. troops more access to its military bases. Bogota says the deal focuses on narcotics and counter-insurgency, but Chavez sees a threat from the U.S. "imperialism."

Schon seit Monaten ist das Verhältnis angespannt, da Kolumbien ein umstrittenes Militärabkommen mit den USA abschloß (bzw. erneuerte), das eine Nutzung von Militärbasen und einen großen Einfluss auf direkte Aktionen gegen Guerillas ermöglicht. Schon im vergangenen Jahr stand Venezuela kurz vor einem Einsatz gegen Kämpfer im Grenzgebiet zum großen Nachbarn. Die taz wertet dann das Abkommen auch so:
Das Erstaunen über den Friedensnobelpreis für Barack Obama war in Südamerika noch größer als anderswo. Denn ausgerechnet in jener Region des Südens, die in den letzten Jahrzehnten von zwischenstaatlichen Konflikten nahezu verschont geblieben war, tun die USA derzeit alles, um gerade dies zu ändern. Kolumbien wird zum Israel Lateinamerikas ausgebaut - das nun unterzeichnete Militärabkommen ist der beste Beleg dafür.
Folge war, dass sich schon jetzt eine Spirale der Aufrüstung in Gang gesetzt hat. Gleichzeitig versucht die kolumbianische Regierung den Terror der jahrzehntelangen Kämpfe aufzuarbeiten und fördert dabei immer neue schreckliche Zahlen zu Tage. So sollen innerhalb von 15 Jahren mehr als 27.000 Menschen verschleppt worden sein und gelten immer noch als vermisst.Außerdem versucht sie ihr Gewaltmonopol in allen Teilen des Landes wiederherzustellen. Oft geht sie dabei nicht gerade zimperlich vor. Ein Menschenrechtsaktivist in einem Interview mit "Neues Deutschland" vom 03.11.2009:
Generell verhalten sie [EU-Regierungen] sich aus diplomatischen Gründen und Wirtschaftsinteressen sehr unkritisch gegenüber der Uribe-Regierung. Es wird behauptet, dass Kolumbien eine gute Entwicklung nehme und nichts großartig Negatives passiere. Alles Negative wird dem Terrorismus zugeschrieben, eine Verantwortung der Regierung negiert. Die kolumbianischen Botschaften tun ein Übriges, um in aller Welt das Bild eines demokratischen Kolumbiens zu zeichnen. Bis dato gibt es nur wenige Regierungen innerhalb der EU, die eine kritische Position zum Uribe-Regime einnehmen. Wir erwarten allerdings, dass sich das in nicht allzu ferner Zukunft ändert. Kolumbien belegt mit über vier Millionen gewaltsam vertriebenen Binnenflüchtlingen den zweiten Rang weltweit in dieser traurigen Statistik.
Für uns stellt sich die Situation unverändert dar. Obama repräsentiert genauso die imperialistischen Interessen wie sein Vorgänger Bush. Sicher gibt es im Diskurs neue Muster, aber die Politik der Enteignung, Vertreibung auf dem kolumbianischen Land mit US-amerikanischer Unterstützung und im Interesse auch US-amerikanischer Unternehmen setzt sich fort. Hinzu kommt der Plan, in Kolumbien sieben USA-amerikanische Militärbasen zu installieren. So gesehen können wir weder einen realen Wandel in der US-Politik erkennen noch haben wir viel Hoffnung, dass einer kommt. 
Hier zwei aktuelle Features vom Juli und vom August 2009 (Vorsicht beim ersten Video, Riz Kahn vertritt gerne "kontroverse", ideologisch geprägte Standpunkte, informativ ist es trotzdem):



Teil 2: http://www.youtube.com/watch?v=vrk18x9WH3



 Zu den Wurzeln des Konflikts hier und hier mehr. Eine allgemeine Doku hier:



Teil 2: http://www.youtube.com/watch?v=JMlgK7LG6iY
Teil 3: http://www.youtube.com/watch?v=KdedUCl3cXU
Teil 4: http://www.youtube.com/watch?v=D7GTcExEGb4
Teil 5: http://www.youtube.com/watch?v=_uwd3fx0KT4

Hier ein Bericht einer Journalistin, die zehn Tage bei der FARC verbrachte:


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